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Investment-Entscheidungen leichter gemacht: Wenn geistiges Kapital bewertet wird.

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"Patente und Marken sind kein Selbstzweck. Sie sollen auch wirtschaftlich verwertet werden können." So fasst der Präsident des Österreichischen Patentamts, Friedrich Rödler, das zusammen, was das heimische Normungsinstitut Austrian Standards nun neu in das Marktgeschehen wirft: Normen für die Bewertung von Marken und Patenten.

Als weltweiter Pionier hat Austrian Standards gemeinsam mit Experten des Patentamtes, des European Brand Institutes und Finanzananalysten sowie Juristen die Einführung der ÖNORM A6800 für Marken- und die ÖNORM A 6801 für die Patentbewertung entwickelt. Normen seien "ein Spiegel der Wirtschaft", meint Karl Grün, Direktor des Geschäftsbereiches Development bei Austrian Standards, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Früher gab es in erster Linie güter- und produktionsorientierte Normen, danach rückten managementorientierte (Umwelt, Qualität, usw.) in den Mittelpunkt. In letzter Zeit, so Grün, sei die Nachfrage nach Dienstleistungsnormen und vor allem auch nach Bewertungssystemen für immaterielle Vermögenswerte gestiegen.

Nach geleisteter Vorarbeit von gut sechs Jahren kommen die Normen A6800 und A6801 nun also mit Anfang des Jahres 2011 zur Anwendung. Für Gerhard Hrebicek, Vorstand des European Brand Institutes, das unter anderem die Markenwert-Studie eurobrand herausgibt, ist das Besondere an den neuen Normen vor allem, "dass es sie überhaupt gibt". Jetzt sei endlich das "Hokus-Pokus von unterschiedlichen Ansätzen vorbei".

Unvernachlässigbarer Wert

Die neuen Normen beziehen mehrere Bereiche in der Bewertung mit ein: patentrechtliche, technologische (bei Patenten) bzw. verhaltenspsychologische (Image, Reichweite, Umfragen bei Marken) und auch finanzielle Aspekte werden berücksichtigt. Grün hebt außerdem hervor, dass die Normen nicht nur für große Unternehmen, sondern durchaus auch für KMUs anwendbar sein sollen.

Patentamts-Präsident Rödler führt ins Treffen, dass - anders als im europäischen Umfeld - die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft durchaus hoch sei. Trotz immer wieder bemängelter niedriger Forschungs- und Entwicklungs-Quoten im Land verortet er ein ständiges Ansteigen der Patentanmeldungen, im Jahr 2009 seien es rund 3.900 gewesen. Für die Wirtschaft sei der Wert dieser immateriellen Vermögensstände also nicht vernachlässigbar.

Das ist auch mit einer der Hauptzwecke, die die Normen 6800 und 6801 in Zukunft haben sollen. Kapitalmarktexperte Alexander Welzl ist sich sicher, dass die Bewertung von "intellectual capital", wie er es nennt, eine weitreichende Rolle spielen wird. Wertschöpfung in einer stark wissensgetriebenen Wirtschaft entstehe nun mal vordergründig anhand geistigen Kapitals. Wie dieses zu bewerten sei und vor allem, wie diese Bewertungen zur Basis von Investment-Entscheidungen gemacht werden können, dafür liefern die Normen einen ersten Leitfaden, glaubt Welzl. (rom, derStandard.at, 20.1.2011)