Graz - Ein 43 Jahre alter Käsermeister startet in Anger in der Oststeiermark (Bezirk Weiz) mit dem Bio-Milchhof Feistritztal u.a. eine eigene Käsemanufaktur - in einer Region, in der noch vor zwei Jahrzehnten vier größere milchverarbeitende Betriebe existierten, die allerdings im Zuge der Molkereienkonzentrationen alle dichtmachten.

Errichtet wird der kleine Bio-Milchhof anstelle eines alten Stadels auf einem eigenem Grundstück, starten will Bernhard Fink mit einer Verarbeitungsmenge zwischen 400.000 und 500.000 Litern Milch, geliefert von IG Milch Bauern. Im Endausbau ist eine Million Liter im Jahr geplant. Am Mittwoch erfolgte der Spatenstich, die Produktion soll im Frühsommer aufgenommen werden.

Fink ist nach eigenen Angaben seit 28 Jahren in der Milchverarbeitung. Eine eigene Käserei ist ein "Lebenstraum", den er sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin erfüllt, die in der Anfangsphase auch die einzige Mitarbeiterin im 220 Quadratmeter großen Objekt sein wird und sich auch um den Direktverkauf im Molkerei-Shop kümmern werde, so Fink. Später sollen es bis zu zwölf Beschäftigte sein. Geplant ist eine gläserne Manufaktur, die die Käse- und Joghurtherstellungsvorgänge für Besucher anschaulich macht - ein Trend, der sich zuletzt bei mehreren steirischen Lebens- und Genussmittelhersteller wie etwa Zotter Schokolade als erfolgreich erwiesen hat.

Kunde der IG Milch

Die Rohmilch wird von Biobauern der Region Oberes Feistritztal geliefert: "Ich bin sozusagen Kunde der IG Milch", so Fink. Drei Käsesorten sollen im Programm sein, begonnen wird mit dem "Feistritztaler", einem halbfesten Schnittkäse". "Bei den anderen Sorten bin ich noch am Tüfteln, aber es soll auch ein Weichkäse darunter sein", sagte der Käsemeister. Bei Joghurt will der Milchspezialist auf Regionalität setzen: "Wir liegen hier an der Schnittstelle zweier sogenannter Genussregionen, dem Almenland und dem Apfelland, deshalb wollen wir die Früchte aus der Region beziehen - naheliegend ist also ein Apfeljoghurt".

Hinsichtlich Vertrieb werde noch mit Handelsketten und jener Gastronomie, die hochwertige regionale Bioprodukte verwende, verhandelt. Hier habe er den Kulinarik-Netzwerker und Kochbuchautor Taliman Sluga ("Bohn'Appetit", "Lammour") mit an Bord. Der Bau selbst soll im Frühjahr fertig sein, der erste gereifte Käse werde im September oder Oktober verkauft, Weißmilchprodukte kämen früher.

Im Falle einer anderen regionalen Molkerei, der weststeirischen Stainzer Milch, ist die im vergangenen Dezember bekanntgegebene Fusion mit der oberösterreichischen Berglandmilch in Wels noch am Laufen: Die Unterlagen seien noch nicht beim Kartellgericht eingereicht, so Stainzer-Vorstand Hans Loibner am Mittwoch. Zu rechnen sei dann aber aufgrund der Abläufe mit einem Abschluss bis August oder September. Die Berglandmilch ist mit rund 1.000 Mitarbeitern eines der größten lebensmittelproduzierenden Unternehmen Österreichs. Die Berglandmilch-Gruppe verarbeitet jährlich rund 1,2 Mio. Tonnen Rohmilch und erzielte zuletzt über eine Mrd. Umsatz. Die Stainzer Milch ist eine Genossenschaft mit knapp 450 Milchlieferanten, 65 Mitarbeitern, über 30.000 Tonnen jährlich verarbeiteter Milch und einem Umsatz im Jahr 2009 von 21,6 Mio. Euro. (APA)