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Gehhilfen dienen ihrem Zweck, lösen aber nicht das Grundproblem.

Wien - Kraftlos im Alter. Das sind Menschen, die eine sogenannte Sarkopenie aufweisen. Und nicht nur im Alter macht sich das Syndrom bemerkbar. Auch Krankheit oder inadäquate Lebens- und Ernähurngsgewohnheiten führen zum Abbau skelettaler Muskelmasse. Bei einer Pressekonferenz in Wien wurde am Donnerstag auf dieses wachsende Problem hingewiesen, das zu zahlreichen Folgeerkrankungen (Osteoporose etc.) führen kann. In Österreich wird die Häufigkeit der Sarkopenie unter den 60-70-Jährigen derzeit mit bis zu 13 Prozent angegeben. 

Die Folgen für die Betroffenen sind drastisch, führt der Muskelabbau doch zu einer erhöhten Krankheitshäufigkeit und einem erhöhten Sturz- und Knochenbruch-Risiko. In den USA werden die volkswirtschaftlichen Kosten der Sarkopenie bereits mit 18,5 Mrd.Dollar pro Jahr berechnet

Teufelskreis beginnt

Ab dem 50. Lebensjahr nimmt im Bevölkerungsquerschnitt die Muskelmasse um ein bis zwei Prozent pro Jahr ab. Bei der Muskelkraft liegt das Minus bei jährlich rund 1,5 Prozent. Ab dem 70. Lebensjahr sind es bei der Kraft minus drei Prozent pro Jahr. Fazit: Mit 80 haben viele Menschen nur noch 50 Prozent ihrer ehemaligen Kapazitäten. Chronische Erkrankungen, zunehmende Bewegungsarmut sowie mangelnde Proteinzufuhr verstärken oft diesen Teufelskreis.

Monika Lechleitner, Ärztliche Direktorin und Geriatriespezialistin am LKH Hochzirl in Tirol: "Altersunabhängig wird in der Ernährung eine Proteinzufuhr von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen. 40 Prozent der über 70-Jährigen erreichen diese empfohlene Menge nicht. Bei alten Menschen werden ein bis 1,5 Gramm Eiweißzufuhr pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen. Ganz besondere Bedeutung haben essenzielle Aminosäuren, speziell Leucine. Fleisch, Fisch und Milchprodukte bieten Vorteile gegenüber pflanzlichen Proteinen." Diese Empfehlungen gelten übrigens für alle Senioren, die nicht an einer schweren chronischen Nierenerkrankung leiden. Auch Übergewichtige und Adipöse können eine Sarkopenie aufweisen. Wichtig wäre oft auch eine ausreichende Vitamin D-Zufuhr.

Diagnose beim Hausarzt

Die Diagnose kann zu 80 Prozent beim Hausarzt über die Anamnese und einfache klinische Untersuchungen auf Körpergewicht/BMI, Oberarm-Umfang, Unterarm-Umfang, Handkraftmessung sowie das Erheben von etwaigen Gehschwächen (Ganggeschwindigkeit unter 0,8 Meter/Sekunde) gestellt werden.

Die therapeutischen Konsequenzen sind klar. Hohenstein: "Proteinreiche Ernährung und Krafttraining. Die Kombination aus beiden ist vorzuziehen." Eine Möglichkeit speziell für höher Betagte wäre beispielsweise der Beginn mit einem Krafttraining in einem physikalischen Institut, wobei das Training dann natürlich zu Hause fortgesetzt werden muss. Hinzu kommt die Eiweiß-reiche Ernährung plus eventuell Vitamin D. Der Vorteil: Dadurch würde man auch gleich das Osteoporoserisiko reduzieren. Es gibt auch Protein-Supplemente mit der entsprechenden Zusammensetzung. Die Krankenkassen zahlen sie aber in der Regel nicht. Allerdings, so Monika Lechleitner: "Es wird in Reformhäusern etc. unendlich viel Geld für sinnlose Antioxidantien ausgegeben." (APA/red)