Agnes von Böhmen wurde am 20. Januar vor 800 Jahren in Prag geboren. Schon zu Lebzeiten wurde sie vom Volk als Heilige verehrt. Die Kirche allerdings, der sie einen Großteil ihres Lebens weihte, teilte diese Haltung nicht, und ihre Heiligsprechung zog sich über sieben Jahrhunderte hin. Die tschechische Klostergründerin und Äbtissin besaß Führungseigenschaften, die ihr, wäre sie ein Mann gewesen, höchstwahrscheinlich eine herausragende Stellung in weltlichen wie kirchlichen Kreisen des damaligen Europa gesichert hätten.

Bereits als Dreijährige wird Agnes von Böhmen zum Objekt einer demütigenden Heiratspolitik des Vaters; erst als er stirbt, überlässt ihr der neue König, ihr Bruder Wenzel II., selbst die Entscheidung über ihre Lebensführung. 1232 gründet sie in Prag ein Armenspital. Ein Jahr später lässt sie einen doppelten Klosterbau errichten. Grundlage für Agnes' Wirken sind die Lehren des Franziskus von Assisi und seiner Anhängerin Klara.

Im europäischen Adel sorgt sie für Aufsehen: Agnes setzt nicht nur ihre kirchlichen Pläne durch, sie nimmt trotz der vorgeschriebenen Klausur auch Einfluss auf die weltliche Politik.

Die fast 70jährige Agnes stirbt 1281 oder 1282. Die Kirche kann sich trotz wiederkehrender Anträge nicht dazu durchringen, sie heilig zu sprechen und verweigert der außergewöhnlichen Kirchenfrau die Ehre. Ihr Leben voller Entsagung, Aufopferung für die Armen und Wundertaten findet erst volle 708 Jahre später Anerkennung. (red)