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Die Volksarmee soll kampfstärker und treffsicherer werden: China verkleinert seine Streitkräfte.

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Für Jahrzehnte war die chinesische Volksarmee im Pazifik auf das abgespaltene Taiwan konzentriert. Seit einigen Jahren allerdings hat Pekings Militärpolitik auch Ambitionen, die über die wenige Seemeilen vor dem chinesischen Festland gelegene Insel hinausreichen. Die Volksarmee modernisiert sich in atemberaubendem Tempo und mit viel Geld - 2010 gaben die Chinesen dafür offiziell 80 Milliarden Dollar aus, die USA vermuten jedoch einen doppelt so großen Wehretat. In US-Geheimdepeschen, die auf Wikileaks veröffentlicht wurden, war zuletzt von einer "realistischen Bedrohung" die Rede.

Der Stille Ozean ist die militärische "Sollbruchstelle", an der Pekings Politik mit der US-Interessensphäre kollidiert. Noch sind die chinesischen Seestreitkräfte den amerikanischen in Mannschaftsstärke (255.000 zu 335.000 Mann), Flugzeugen (290 zu 900) und vor allem Schiffsanzahl (146 zu 214) haushoch unterlegen. Aber die Chinesen holen auf und bauen Gerätschaften, die weit über Taiwan hinaus operieren können: Noch heuer könnte der erste von zwei chinesischen Flugzeugträgern in Dienst gestellt werden.

Daneben verkleinert und verbessert Peking seine 2,3 Millionen Mann starken Landstreitkräfte und modernisiert seine Luftwaffe deutlich. Akkurat als US-Verteidigungsminister Robert Gates vergangene Woche zu Besuch in China war, wurde der erste chinesische Tarnkappenjet getestet.

Große Fortschritte hat die Volksarmee auch in der Raketentechnik erzielt, 2007 etwa wurde ein alter chinesischer Satellit im Weltraum abgeschossen. Das Pentagon geht auch davon aus, dass Peking an Laser- und Mikrowellenwaffen arbeitet. Zu den weltweit führenden Mächten gehört China auch im Bereich des Cyberkrieges. Zehntausende Hacker sollen Dienst in der Volksarmee tun und Schadsoftware in fremden Staaten implementieren. Peking hat solche Angriffe stets geleugnet. (pra/DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2011)