Die Schwimmhalle in der Südstadt - auch hier ist Doping ein Thema.

Foto: Leistungssportzentrum Südstadt

Wien - "Was liegt näher, als zweimal zu testen, wenn ein Doping-Kontrolleur für gutes Kilometer- und Taggeld ins Ausland reist?", fragt der ehemalige Sportmanager Stefan Matschiner in seinem eben veröffentlichten Buch "Grenzwertig - Aus dem Leben eines Dopingdealers". Dem in einem kroatischen Trainingslager erwischten Radfahrer attestiert Matschiner im selben Atemzug Dummheit. Es sind eben jene Aussagen die Markus Aufderklamm, seines Zeichens Sportpsychologe am Bundesleistungssportzentrum Südstadt, etwas aus der Ruhe bringen. "Nur die Dummen werden erwischt, ohne Doping keine Chance auf Erfolg", fasst Aufderklamm im Gespräch mit derStandard.at Matschiners Ideen zusammen. Für jugendliche Sportler seien solche Äußerungen ein "Schlag in die Magengrube".

"Den Nachwuchs sensibilisieren"

Nun sei es laut Aufderklamm Aufgabe der Trainer ihren Athleten ein anderes Bild vom Sport zu vermitteln: "Es gilt den Nachwuchs für das Thema Doping zu sensibilisieren". Rund 210 Sportler im Alter von 15 bis 19 Jahren werden in der Südstadt bei Maria Enzersdorf ausgebildet. Dabei kommt dem Thema Doping in den Bereichen Radsport, Schwimmen und Leichtathletik mehr Bedeutung zu als etwa beim Fußball, Handball, Tennis, Judo oder Fechten. Trotzdem existieren für alle Sportler und Trainer verpflichtende Veranstaltungen in Sachen Doping-Aufklärung, dabei wird das Thema aus medizinischer und rechtlicher Sicht mit Podiumsdiskussionen und externen Referenten abgehandelt. Schon für März sei die nächste Zusammenkunft dieser Art geplant.

Natürlich befinden sich auch die Athleten der Südstadt unter ständiger Kontrolle durch die österreichische Anti-Doping-Agentur. "Die stehen dann", so Aufderklamm, "plötzlich am Beckenrand". Auffällige Ergebnisse hätte es dabei in den letzten Jahren nicht gegeben, lediglich die Triathletin Lisa Hütthaler und anno dazumal der Sprinter Andreas Berger hätten dem Ruf der Südstadt geschadet. Ob strenge Richtlinien und unangekündigte Kontrollen dem Dopingmissbrauch tatsächlich Einhalt gebieten können, wagt Matschiner im Gespräch mit derStandard.at stark zu bezweifeln: "Völlig logisch, dass bei einer solchen Konzentration an Sportlern ein Handel mit verbotenen Substanzen stattfindet". Die Südstadt sei ein "toller Komplex für Nachwuchssportler" und die leitenden Personen "in Dopingaktivitäten sicher nicht involviert", aber Matschiner selbst habe im Jahr 2000 seinen ersten Kontakt zu Dopingsubstanzen über einen in der Südstadt trainierenden Sportler hergestellt.

"Doping ist ein No-Go"

Damit konfrontiert lässt Aufderklamm die Vergangenheit eben solche sein. "Gut möglich, dass derartige Dinge in den Neunzigern passiert sind, in der Gegenwart gibt es aber keinen Zweifel: Doping ist ein No-Go in der Südstadt." (derStandard.at; 19. Jänner 2011)