Filmtipp #1

Ab 21. Jänner bringt das Votivkino Elisabeth Scharangs Film "Vielleicht in einem anderen Leben" (Ö/DL/Hu 2010). Mit schwarzem Humor erzählt sie die Geschichte einer Gruppe ungarischer Jüdinnen und Juden, die im April 1945 auf ihrem Todesmarsch Richtung KZ Mauthausen in einem österreichischen Dorf stranden. Der Weitermarsch verzögert sich, da die Befehlskette der SS reißt.

In dieser Situation beschließt der Häftling Lou Gandolf, ein Opernsänger aus Budapest, seine LeidensgenossInnen zu überreden, die Operette "Wiener Blut" für eine private Vorstellung im Stadel einzustudieren. Er will das Mitgefühl der Bäuerin Traudl Fasching rühren, deren Mann Stefan der Stadel gehört, in dem die Häftlinge lagern. Für das Ehepaar Fasching wird die Begegnung mit den zum Tode Geweihten zu einer neuen Chance für ihre zerrüttete Ehe.

"In den vier Tagen, in denen die Geschichte spielt, wird über das Schicksal aller Beteiligten neu verhandelt. Wie immer in Krisenzeiten geht es darum, auf welche Seite man sich stellt, solange man diese Entscheidung noch selbst treffen kann." (Regisseurin Elisabeth Scharang)

Link: Votivkino, Währingerstraße 12, 1090 Wien

Foto: Filmstill Vielleicht in einem anderen Leben/Votivkino

Bild nicht mehr verfügbar.

Feminismen diskutieren im Depot

"Bevor Big Brother kam": Mit ihrem neuen Buch fragt Sabine Prokop nach den Mechanismen des Fernsehens und wie ZuseherInnen diese umgehen können. "Im durch die TV-Unterhaltung entstehenden Vergnügen vermuten feministische Wissenschaften eine Möglichkeit, Widerstandspotential gegen repressive soziokulturelle Strukturen zu entwickeln. Populär kann im Fernsehen nur werden, was Subtexte anbietet und Lesen gegen den Strich möglich macht."

Dazu diskutieren am Mittwoch, 26. Jänner, 19 Uhr, die Autorin Sabine Prokop (Kultur- und Medienwissenschafterin, Künstlerin), Hanna Hacker (Soziologin und Historikerin) und Gloria Withalm (Filmwissenschafterin).

Tags darauf, Donnerstag, 27. Jänner, 19 Uhr, geht es im Depot um Feministische Ökonomie als Teil einer alternativen Politischen Ökonomie. Zur Diskussion stehen die theoretische Grundlegung, Umsetzung und die Wirkungen des Lehrgangs sowie Fragen nach Möglichkeiten und Grenzen einer kritischen Wirtschaftskompetenz für übergreifende Prozesse der individuellen und kollektiven Ermächtigung.

Mit Margit Appel (Gesellschaftspolitik und Politische Erwachsenenbildung in der Katholischen Sozialakademie Österreichs) und Luise Gubitzer (Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie, Wirtschaftsuniversität Wien).

Link: Depot, Breitegasse, 1070 Wien

Foto: APA/AP/Dan Balilty

Die Banalita¨t der Liebe

Savyon Liebrechts Theaterstu¨ck erzählt eine Geschichte u¨ber eine Liebe, eine Geschichte u¨ber die Welt, in der es sie gab: Die Liebe zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger - zwischen zwei bedeutenden TheoretikerInnen des 20. Jahrhunderts, deren Denkwelten sich so sehr beeinflussten, wie sie sich widersprachen.

Liebrecht, als Tochter polnisch-ju¨discher Eltern, Holocaust-Überlebende, in Mu¨nchen geboren, in Israel aufgewachsen, spielt im Titel auf Arendts Schrift von 1963 "Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalita¨t des Bo¨sen" an; sie schafft eine Gegenwartsebene, die einer fiktiven Begegnung zwischen der 69-ja¨hrigen Arendt in New York und einem israelischen Studenten, der sie interviewt; sowie eine Erinnerungsebene über die komplexere Wirklichkeit einer lebenslangen Liebe.

Das Stück wird im Theater Nestroyhof Hamakom aufgeführt: Premiere am Dienstag, 25. Januar; 26. - 29. Januar, 8. - 12. und 15. - 19. Februar jeweils 20.00 Uhr

Rahmenprogramm:

  • Montag, 24. Januar, 20 Uhr - Die Denkwelten und die Liebe von Hannah Arendt und Martin Heidegger. Eine Anna¨herung. Im Gespra¨ch: Peter Kampits, Arno Böhler, Sophie Loidolt, Bernd Bösel.
  • Sonntag, 30. Januar, 12 Uhr - "Aus dem Judentum kommt man nicht heraus". Briefe von Rahel Varnhagen und Texte von Hannah Arendt. Es liest: Dagmar Schwarz

Link: Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 1020 Wien

Foto: Nick Mangafas

Der selbstbewusste Blick

Sie fotografierte Theaterstars, Tänzerinnen und Intellektuelle. Berühmt geworden sind ihre Porträts von Zeitgenossen wie Karl Kraus, Adolf Loos, Alban Berg oder Albert Einstein. Für Furore sorgten in den 1920er-Jahren ihre Bewegungsstudien von nackten Tänzerinnen: Trude Fleischmann (1895-1990) gehört zu den großen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts.

Das Wien Museum ist im Besitz einer international bedeutenden Fleischmann-Sammlung. Weltweit erstmals wird ab Mittwoch, 26. Jänner, die Fotografin im breiten Überblick gezeigt. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Fleischmanns Wiener Zeit von 1920 bis 1938. Zu sehen sind ihre bekanntesten Werke - sie gehören längst zu den Ikonen der Fotogeschichte - ebenso wie bisher unbekannte Arbeiten, etwa ihre Bilder für die Presse, die ein neues Licht auf die Fotografin werfen.

Zu sehen bis 29. Mai, Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr.

Link: Wien Museum Karlsplatz, Sonderausstellungsraum, 1. Obergeschoss, 1040 Wien

Im Bild: Trude Fleischmann, Sibylle Binder, Schauspielerin, Wien um 1935

Foto: Sibylle Binder/Trude Fleischmann, Albertina, Wien

Bild nicht mehr verfügbar.

friday lecture day: "Barrierefrei?!"

Die internationale Tagung "Barrierefrei?! - Perspektiven der Disability und Gender/Queer Studies auf die Hochschullandschaft" findet am Freitag, 28. Jänner, 9 bis 20 Uhr, in der Aula am Campus der Universität Wien statt.

Anliegen der Veranstaltung ist es, Diskussionsstränge der internationalen und interdisziplinären Disability Studies vorzustellen, die zur Sensibilisierung für Perspektiven und Fragestellungen der Disability, Gender und Queer Studies als Querschnittsthematik beitragen. Damit wird ein Diskussionsprozess zu ihrer Integration in die Hochschulentwicklung initiiert.

Queer Studies stellen die Repräsentation des zweigeschlechtlichen Körpers und eines ihm innewohnenden heterosexuellen Begehrens als angeblich naturgegebenes Faktum in Frage. Die Disability Studies machen explizit, dass auch Behinderung - meist verkörpert und als Abweichung von der Norm (Nicht-Behinderung) gedacht - nicht als sog. Tatsache der Natur aufzufassen ist. Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt ist die oft stillschweigende Auslöschung des Geschlechts (Gender) und der Sexualität von Menschen, die als behindert aufgefasst werden.

Von 18:30 bis 20 Uhr findet die Podiumsdiskussion "Defekt? Normen und Normierungen - Interventionen der Disability und Gender/Queer Studies" statt.

Veranstaltungsort: Aula am Campus der Universität Wien, Spitalgasse 2, Hof 1.11, 1090 Wien

Übersetzung in die Gebärdensprache. Keine Anmeldung erforderlich!

Link: Programm, Abstracts und Information

Foto: APA/AP/Eraldo Peres

Die Präsidentinnen

Werner Schwabs Stück "Die Präsidentinnen" wird im 3raumanatomietheater von Hubsi Kramar wieder aufgeführt: Grete, Erna und Mariedl (Lucy McEvil , Lilly Prohaska, Roswitha Soukup) sind "Die Präsidentinnen".

Sie phantasieren, was das Leben als Belohnung für sie bereit halten könnte. Sie reden und reden, über das Leben der anderen. Keine der drei hat in ihrem Leben etwas zustande gebracht. In ihrer selbstgefälligen Bigotterie verdrängen sie die eigenen Abgründe meisterlich, urteilen und verurteilen, steigern sich in Allmachtsphantasien hinein, die mehr und mehr sexuell aufgeladen und größenwahnsinnig werden. Aber sie entkommen nicht dem "Lebensschmutz, in dem das Geschlechtliche das ist, was das Menschliche hinaustreibt aus der Welt".

Termine: 26. bis 28. Januar jeweils 19:30 Uhr

Link: 3raumanatomiethater, Beatrixgasse 11, 1030 Wien

Foto: Mario Lang

Being Else

Schnitzlers Novelle "Fräulein Else" inszeniert das Ensemble Das Gut im KosmosTheater als rasantes Tennisturnier über menschliche Zerbrechlichkeit, gesellschaftlichen Druck, Konvention und Blendwerk: 

Else, die Tochter aus gutem Haus, soll die Familie vor dem gesellschaftlichen Abstieg und den Vater vor dem Gefängnis retten, indem sie ihren Körper zur Schau stellt. Else ist zutiefst verletzt und zerbricht daran.

Acht Performerinnen verkörpern Elses Zersplittern in verschiedene Persönlichkeiten, die zueinander in unerbittlichem Wettstreit stehen und zugleich untrennbar miteinander verbunden sind: Else, das selbstmörderische, multiple System.

Termine: Bis Samstag, 29. Januar, Mi - Sa jeweils 20:30 Uhr

Links: KosmosTheater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien; Das Gut

Foto: Julia Stehlik

Gen(d)erationen

Im Haus der Frauen in St. Johann bei Herberstein ist zur Zeit die Ausstellung "Gen(d)erationen" zu sehen. Großmutter - To¨chter - Enkelkinder stellen aus: Prof.in Freya Gollowitsch, Mag.a Michaela Ko¨bler-Jatzko, Mag.a Karin Gollowitsch, Katja, Flora, Lena, Kathinka, Hannah.

Link: Haus der Frauen, Erholungs- und Bildungszentrum, Bildungshaus der Dio¨zese Graz-Seckau, 8222 St. Johann bei Herberstein 7

Foto: Gollowitsch

Marlene Dietrich

Im Jänner kann man einen facettenreichen Querschnitt aus dem Leben und Wirken der unvergesslichen Marlene Dietrich in der Freien Bühne Wieden erleben. Die Direktorin des Hauses, Michaela Ehrenstein, spürt in diesem Portrait den vielen Seiten der grandiosen Diva nach.

Mit Chansons und Monologen unterhält sie ihr Publikum. Musikalisch begleitet wird sie von Bela Fischer jun. Regie führte bei diesem Stück der ehemalige Direktor der Freien Bühne Wieden und Autor von "Marlene Dietrich" Gerald Szyszkowitz.

Termine im Jänner: 25., 26., 27., 28.; Beginn jeweils 19.30 Uhr

Link: Freie Bühne Wieden, Wiedner Hauptstraße 60 b, 1040 Wien

Foto: Rolf Bock

8th Wonderland

Der Politikthriller des Regie-Duos Nicolas Alberny und Jean Mach erzählt die Geschichte eines virtuellen Staates, den ein global zusammengesetztes Kollektiv aus Hunderten von Menschen im Internet gegründet hat. Sie wollen den bloßen Worten der Politik Taten entgegensetzen. Wöchentlich stimmen die BürgerInnen des 8. Wonderlands über die nächsten Aktionen ab. Per demokratischen Beschluss wird so der Vatikan mit Kondom-Automaten dekoriert, wird eine Darwin-Bibel in Massenauflage gedruckt, werden millionenschwere Fußballprofis in einen chinesischen Sweatshop zur handgearbeiteten Massenschuh-Produktion verfrachtet.

"8th Wonderland" ist derzeit im TOPKino, DeFrance und UCI Millennium City in Wien sowie in Linz im Moviemento zu sehen.

Link: 8th Wonderland

Foto: Filmstill W8nderland, Neue Visionen/Poool Filmverleih

Statement: I Advocate Feminism

Die Ausstellung "I Advocate Feminism" beschäftigt sich mit dem feministischen Kampf gegen alltägliche Diskriminierung, sexuelle Unterdrückung und patriarchale Umgangsformen und zeigt Feminismus als allgemeineres politisches und soziales Engagement.

Im Zentrum stehen dabei nicht nur frauenspezifische Themen, sondern die Veränderung hin zu einem gleichwertigen Umgang beider Geschlechter miteinander und damit einhergehend ein Ende des Patriarchats.

Eine Ausstellung von KulturKontakt Austria, kuratiert von Olivia Nitis.
Mit Arbeiten von Elena Kovylina (RU), Igor Grubic (HR) & Lana Cmajcanin (BA), Patricia Teodorescu (RO). Alle gezeigten Werke wurden eigens für die Ausstellung geschaffen. KulturKontakt Austria fördert KünstlerInnen aus Ost- und Südosteuropa sowie der Türkei mit Unterstützung des BMUKK.

Zu sehen bis 25. Feber, Mo - Fr, 14.00 bis 18.00 Uhr in der Galerie ArtPoint, Universitätsstraße 5, 1010 Wien

Link: KulturKontakt Austria

Foto: Patricia Teodorescu, "Freedom she said", 2010

Nein, ich will keinen Seniorenteller!

Als Regisseur und Autor Uli Brée erstmals Virginia Ironsides Buch "Nein, ich will keinen Seniorenteller" in die Hände fiel, dachte er, dass man diese Geschichte unbedingt auf die Bühne bringen müsste. Aber erst als er Chris Lohner traf, hatte er die perfekte Interpretin dafür gefunden.

Was Chris Lohner nicht mag, sind z.B. Seniorenteller... Sie ist einfach nur ein Mensch, der aus irgendeiner werberelevanten Zielgruppe gefallen ist. Genauso wie auch irgendwann die ErfinderInnen dieser Zielgruppen dort hinausfallen werden. Denn eines ist klar: Älterwerden ist kein Einzelschicksal!

Termin: Im Stadttheater Walfischgasse, 25. Januar, 20 Uhr

Links: Stadttheater Walfischgasse, Walfischgasse 4, 1010 Wien; Metropoldi, Hernalser Hauptstraße 55, 1170 Wien

Foto: Inge Prader

VALIE EXPORT im LENTOS

Das LENTOS widmet bis 30. Januar seinen großen Ausstellungssaal einer umfassenden Auswahl von Werken VALIE EXPORTs.

Vor den Sonntagsgesprächen "sonntags um 11" wird ein erweitertes Wiener Frühstück serviert.
Frühstücksbeginn 10 Uhr, Gesprächsbeginn 11 Uhr
Anmeldung erbeten unter Tel. 0732 7070

Link: Lentos Kunstmuseum Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz

Foto: maschekS

Retrospektive Birgit Jürgenssen

Das Bank Austria Kunstforum Wien und die Sammlung Verbund präsentieren bis 6. März die erste posthume Retrospektive zum Werk von Birgit Jürgenssen (1949-2003). Der weibliche Körper und seine Metamorphosen stehen im Zentrum ihrer subtilen zeichnerisch, malerisch und fotografisch dominierten Arbeiten.

Die in Wien geborene Künstlerin zählt zu den international herausragenden Vertreterinnen der feministischen Avantgarde. Die Ausstellung zeigt anhand von rund 250 Werken die gesamte Spannbreite ihres Schaffens - darunter zahlreiche bislang unveröffentlichte Arbeiten aus ihrem Nachlass.

Link: Bank Austria Kunstforum, Freyung 8, 1010 Wien

Die Wochenplanerin ist die jeden Freitag frisch zusammengestellte Übersicht von Veranstaltungen rund um queere sowie Frauenkunst/-kultur, -forschung, -politik und -leben in der/den nächsten Woche/n.

dieStandard.at auf Facebook

Foto: Sammlung Verbund, Wien/VBK, Wien, 2010