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Ein großer Weißer wirft ein Auge auf ein kleines buntes Opfer. Wichtig für das Haiauge ist aber nur der Kontrast.

Foto: APA/EPA/HELMUT FOHRINGER

Haie sind höchst effiziente Raubfische. Ihr Erfolg bei der Jagd - und im Laufe der Evolution - wird unter anderem ihren beeindruckenden Sinnesleistungen zugeschrieben, einschließlich ihres Sehvermögens. Bisher war allerdings unklar, ob Haie Farben sehen, obwohl man wusste, dass sie gut entwickelte Augen und einen großen sensorischen Gehirnbereich besitzen, der die visuellen Informationen verarbeitet.

Nun haben sich Nathan Scott Hart und seine Kollegen von der University of Western Australia und der University of Queensland in Australien die Netzhäute von 17 verschiedenen Haiarten genauer angeschaut - und sie mit den Augen von Rochen und Seekatzen verglichen, die eng mit den Haien verwandt sind.

Bei allen Hai-Arten sind laut Hart Stäbchenzellen die häufigste Art von Fotorezeptoren auf der hinteren Innenseite des Auges. Bei zehn von 17 Arten wurden keine Zapfenzellen gefunden. Die übrigen besaßen nur einen einzigen Zapfenzellentyp für langwelliges Licht, weshalb auch sie wahrscheinlich vollständig farbenblind sind. Ihre Verwandten hingegen dürften begrenzt Farben unterscheiden können.

So wie die Haie besitzen aber auch viele Meeressäuger - Wale, Delfine und Robben - nur einen grün-empfindlichen Zapfentyp. Obwohl sie ganz anderer Abstammung sind, haben sie die gleichen biologischen Eigenschaften entwickelt, was die Wissenschaft "konvergente Evolution" nennt.

Diese neuen Forschungsergebnisse, die im Fachblatt Naturwissenschaften (online, 9. 1.) veröffentlich wurden, haben aber auch praktische Bedeutung, betont Hart: Zum einen könnten sie helfen, Langleinenfischereiköder zu entwickeln, die für Haie weniger attraktiv sind. So könnte verhindert werden, dass die teilweise gefährdeten Tiere unabsichtlich als Beifang mitgefischt werden,

Zum anderen könnte die Untersuchung dazu beitragen, Angriffe auf Menschen zu verhindern, hofft zumindest Hauptautor Nathan Hart: "Unsere Studie zeigt nämlich, dass der Kontrast gegenüber der Umgebung für die Objekterfassung bei Haien wahrscheinlich wichtiger ist als Farbsichtigkeit." Dies könnte zur Herstellung von Badebekleidung und Surfbretter beitragen, die für Haie einen geringeren Kontrast besitzen und deshalb weniger anziehend auf sie wirken. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 19.01.2011)