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Südsudanesische Wahlhelfer beim Auszählen der Stimmen in Yambio, der Hauptstadt des Bundesstaats West-Äquatoria an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo.

Foto: APA/EPA/Khaled el Fiqi

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Eine Stimme für die Unabhängigkeit des Südsudan.

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Laut ersten Ergebnissen des Referendums über die Unabhängigkeit des Südsudan stimmten 96 Prozent der Berechtigten für einen neuen Staat. Die internationale Gemeinschaft lobt den friedlichen Prozess.

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Juba - Nach der Volksabstimmung im Sudan deuten erste Ergebnisse auf eine überwältigende Mehrheit für die Loslösung des Südens. Die Wahlbehörden veröffentlichten am Sonntag die Auszählungen in zehn Wahllokalen der Stadt Juba. Danach lag die Beteiligung dort bei 95 Prozent. Von den 30.000 ausgezählten Stimmen wurden fast 96 Prozent für die Teilung des Sudans abgegeben. Drei Prozent der Wähler wollten dagegen die Einheit des Landes erhalten. Der Rest der Stimmen war ungültig.

Insgesamt wurden im Sudan 3,2 Millionen Stimmen abgegeben. Die Vorsitzende der südsudanesischen Wahlkommission, Mohamed Ibrahim Khalil, erklärte, 83 Prozent der registrierten Wähler im Süden und 53 Prozent der registrierten Wähler im Norden hätten ihre Stimmen abgegeben. Auch im Ausland wurde gewählt: Dort gaben 91 Prozent der Stimmberechtigten ihren Wahlzettel ab. Das Referendum habe nach internationalen Standards ein gutes Ergebnis erzielt, sagte der Leiter der Wahlkommission.

Beobachter des Referendums lobten den größtenteils friedlichen Wahlprozess. In New York sprach UN-Generalsekretär Ban Ki-moon von einem reibungslosen Abstimmungsverlauf ohne größere Zwischenfälle. Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, der sich während des Referendums im Sudan aufhielt, erklärte am Samstag, es habe weder im Norden noch im Süden größere Probleme gegeben. Zugleich äußerte er sich zuversichtlich, dass der sudanesische Präsident Omar al-Bashir das Ergebnis der Volksabstimmung akzeptieren würde.

Brüderliche Beziehungen

Die regierende Nationale Kongresspartei (NCP) von Bashir will laut dem führenden NCP-Politiker Ibrahim Ghandur das Ergebnis akzeptieren und "brüderliche Beziehungen" zu dem neuen Staat aufbauen. Bashir und der südsudanesische Präsident Salva Kiir, der auch Bashirs Stellvertreter ist, wollen demnach in den nächsten Tagen in Khartum zusammenkommen, um die noch ungeklärten Fragen der Unabhängigkeit zu besprechen. Diese Gespräche dürften wohl bis Juli dauern. Zu den noch offenen Themen gehören die Grenzziehung, die Rechte auf die Bodenschätze und der Status der umstrittenen Region Abyei. Bei einer Teilung wird der Sudan etwa ein Drittel seines Territoriums und zwei Drittel der Ölquellen verlieren.

Obwohl die Abstimmung selbst ohne größere Zwischenfälle verlief, kam es doch zu Angriffen auf einen Buskonvoi mit Rückkehrern aus dem Norden im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südsudan und zu blutigen Auseinandersetzungen in der zwischen beiden Landesteilen umstrittenen Region Abyei mit insgesamt mehr als 100 Toten. Dies nährte neue Befürchtungen, dass die brutale Gewalt auch sechs Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges noch nicht gebannt ist.

Die Volksabstimmung ist ein wichtiger Teil des Friedensabkommens, das 2005 den Bürgerkrieg zwischen dem überwiegend arabischstämmigen Norden und dem von Schwarzafrikanern bewohnten Süden nach 21 Jahren beendete. (Reuters, dpa, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2011)