Brisbane - Mit Trauerfeiern und Gebeten haben die Australier am Sonntag der Opfer der Jahrhundertflut gedacht. Während in den verschlammten Trümmern von Brisbane im Nordosten des Landes die Aufräumarbeiten vorangingen, standen im Süden Australiens inzwischen mehr als 1.400 Häuser unter Wasser. Angesichts der Überschwemmungen wuchs die Gefahr für die Lebensräume der landestypischen Tierwelt mit Kängurus und Koalas.

Im ganzen Land kamen tausende Menschen zu den Gedenkfeiern. Doch nicht nur in Kirchen beteten die Einwohner für die bisher 26 Todesopfer der Jahrhundertflut. Im schwer zerstörten Lockyer Valley, das angesichts der Katastrophe auch als "Tal des Todes" bekanntwurde, kamen viele Bewohner in einem Pub zusammen. Das Gebäude ist eines der wenigen, das nach der Flut noch steht.

Von den 26 Toten starben 18 Menschen innerhalb einer Woche in Queensland. Nach Angaben des dortigen Wirtschafts- und Finanzministers Wayne Swan wurden in dem Bundesstaat mehr als 28.000 Häuser durch die Flut zerstört; mehr als 3,1 Millionen Menschen sind vom Hochwasser betroffen. Im Lockyer Valley mussten Schiffscontainer als Notunterkünfte aufgebaut werden.

Das ganze Ausmaß der Zerstörung zeigte sich langsam mit dem Rückgang des Wassers. Regierungschefin Anna Bligh besuchte am Sonntag die Bewohner von Rocklea, einem Vorort der Millionenmetropole Brisbane. Sie rief die Bevölkerung auf, sich möglichst von den Hochwassergebieten zurückzuhalten. Das stehende Wasser sei ein "giftiges" Gemisch aus Tierkadavern, Lebensmitteln, Chemikalien und Müll, warnte Bligh. In die überschwemmten Straßen von Brisbane soll sich in den vergangenen Tagen auch ein Hai verirrt haben.

Rund 22.000 Freiwillige waren am Samstag dem Aufruf des Bürgermeisters von Brisbane, Campbell Newman, gefolgt und hatten bei den Aufräumarbeiten mitangepackt. Sie stapften teilweise mit den Füßen im Schlamm umher, um den Flutopfern zu helfen. Vielerorts türmten sich Berge von Möbelstücken, die von dem Wasser aus Häusern gespült worden waren.

Seit Jahresbeginn wurden fünf der sieben australischen Bundesstaaten überschwemmt. Im südlichen Victoria, das vor zwei Jahren von den schwersten Waldbränden der Geschichte des Landes heimgesucht worden war, standen mehr als 1.400 Häuser unter Wasser. Auf der südlichen Insel Tasmanien zerstörte die Flut mehrere Brücken. Im Bundesstaat New South Wales waren vorübergehend rund 7.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten.

Nach Ansicht von Tierschützern und Veterinären stellen die Überschwemmungen eine große Bedrohung für die Fauna Australiens dar. Die Lebensräume einiger wilder Tierarten wurden laut Tierschutzorganisationen durch das Wasser teilweise zerstört. Ihnen droht deshalb in den nächsten Monaten Nahrungsknappheit. Känguru-Babys seien im Beutel der Mutter ertrunken oder könnten daraus fortgespült werden. Es seien viele Bäume weggeschwemmt worden, auf denen Koalas lebten. Durch das Hochwasser verlagere sich der Lebensraum gefährlicher Krokodile zudem näher an die Städte heran.

Die Bilder der Katastrophe berührten auch die Tennisstars der Australian Open. Einen Tag vor dem Auftakt des Turniers organisierten die Spieler um Roger Federer und Rafael Nadal ein Show-Programm für 15.000 Gäste, um Spenden für die Flutopfer zu sammeln. (APA/AFP)