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Nicht nur Gold wird zu Geld: Das künftige Einkommen der Studierenden macht den Gewinn der Geldanlageform Studienaktie.org aus. Jetzt möchte der Schweizer Verein auch in Österreich Fuß fassen.

Foto: APA/dpa/Bundesbank

Bei Studienaktie.org wird auf die zukünftige Karriere der Studierenden spekuliert. Investoren geben Personen mit einem Bildungsvorhaben ein erfolgsabhängig verzinztes Bildungsdarlehen. Der Gewinn hängt von der Höhe des späteren Einkommens des Aspiranten ab, denn dieser zahlt nach Abschluss seines Bildungsvorhabens und zu einem zwischen Aspirant und Investor festgelegten Zeitpunkt einen Teil des Einkommens an den Investor zurück. Und je höher der Verdienst des Aspiranten zu diesem Zeitpunkt ist, desto größer die Rendite.

Mentoring-Beziehung

Aber der Gewinn für den Investor solle dabei ohnehin eine untergeordnete Rolle spielen. Vielmehr gehe es darum, zwischen Bildungsaspirant und Investor eine Partnerschaft aufzubauen. Die geförderte Person soll nicht nur finanziell, sondern auch mit Rat unterstützt und begleitet werden, erklärt Lars Stein, Initiator des Projekts. Daher werde viel Zeit investiert, um geeignete Investoren und Aspiranten zusammenzuführen. In einem dreiteiligen Aufnahmeverfahren können sich die Aspiranten bewerben. Unter anderem beinhaltet das Verfahren auch eine realistische Karriereentwicklung des Bewerbers. Beim Matching werden die Wünsche der Investoren berücksichtigt, denn es solle eine Mentoring-Beziehung entstehen, von der beide Seiten profitieren können, erklärt Stein.

Entstanden ist die Idee aus seinem eigenen finanziellen Engpass beim Betriebswirtschaftsstudium in Sankt Gallen. Um sein Studium weiter finanzieren zu können, gab er 2000 "Lars Stein Privataktien" heraus. 15 Investoren hatten damals den Mut und auch das Vertrauen, sein Bildungsprojekt zu unterstützen. Damit wurde die Entwicklung von Studienaktie.org ins Rollen gebracht, so Stein.

2006 war es dann so weit, und der Verein Studienaktie.org wurde in Sankt Gallen gegründet, jetzt soll die Idee im ganzen deutschsprachigen Raum umgesetzt werden. Leicht sei das nicht, wie Stein erklärt. Zu unterschiedlich seien die Rechtsformen, die Rahmenbedingungen zur Finanzierung, aber auch die operativen Prozesse in Deutschland und Österreich.

Pilotprojekte in Österreich

Derzeit laufen in Österreich zwei Pilotprojekte mit der Kunstuniversität Graz sowie mit der Weiterbildungsakademie der Donau-Uni Krems, um sich auf die österreichischen Besonderheiten einstellen zu können. "Neben Aspiranten und Investoren kann man sich auch als förderndes Mitglieder am Projekt beteiligen und beispielsweise als Perspektivenbotschafter die Idee weiterverbreiten", erklärt Stein.

Derzeit werden 35 Aspiranten finanziell unterstützt, 145 Studierende haben sich bei Studienaktie.org im vergangenen Jahr angemeldet. Und auch auf der Investorenseite sei man 2010 weitergewachsen. Immerhin konnten 25 neue Investoren für das Projekt gewonnen werden. In Österreich wird derzeit eine Aspirantin unterstützt, und es konnten sieben Investoren gefunden werden. "Unser Ziel ist es, in den kommenden fünf Jahren im deutschsprachigen Raum rund 300 Aspiranten und 1000 Investoren zu unseren Mitgliedern zu zählen", sagt Stein. Österreichische Mitglieder spielen bei diesem ambitionierten Wachstumskurs eine wichtige Rolle: "Wir wünschen uns noch mehr First Mover aus Österreich, die unsere Idee mittragen wollen." (Gudrun Ostermann/DER STANDARD; Printausgabe, 15./16.1.2011)