Angekündigt war die Detroit Auto Show veranstalterseitig als besonders grüne Messe, lasst uns endlich sauber Gas geben oder so, doch das ist nur insofern ernst zu nehmen, als mittlerweile sich fast jeder Hersteller auf die Fahnen schreibt, tonangebend in Sachen Verbrauchseffizienz zu sein.

Andreas Stockinger

Dahinter steckt das seriöse Unterfangen, das Auto fit für die Zukunft zu machen, für die nächsten 125 Jahre sozusagen – denn das ist eine weitere Botschaft, verkündet vom Erfinder des Automobils: Am 29. Jänner vor 125 Jahren wurde von Carl Benz das Auto erfunden.

Andreas Stockinger

Das Stimmungsbild in der Cobo Hall, traditionell Austragungsort der Messe, ist mit den vergangenen beiden Jahren nicht zu vergleichen, die Branche versprüht Optimismus und Aufbruchsstimmung, auch die US-Hersteller. Das Medieninteresse ist groß, tausende Fachjournalisten aus aller Welt drängel(te)n sich auf den Ständen.

Andreas Stockinger

Wie so oft geben vor allem die Deutschen den Ton an, sogar Porsche ist wieder in Detroit präsent (und wie!). Aber auch die Amis melden sich zurück, das ist ja das Sympathische an ihnen, dass sie Krise stets auch als Chance sehen.

Andreas Stockinger

Ebenfalls stark präsent ist Asien, doch da ist schon auffällig: Am dynamischsten wirken derzeit die Koreaner, speziell Hyundai und Kia. Manche Japaner fehlen (Nissan/Infiniti, Suzuki, Mitsubishi), Mazda ist zwar wieder dabei, spart aber sogar bei der Standbeleuchtung und zeigt nix Neues, und Honda scheint sich in eine veritable Design- und Schaffenskrise zu manövrieren – nur Toyota zeigt richtig auf, vor allem mit Hybrid.

Andreas Stockinger

Damit sind wir bei den konkreten Neuheiten. Toyota baut nämlich die erfolgreiche Prius-Familie tüchtig aus. Dazu ließ der Chef des weltgrößten Autobauers, Akio Toyoda, vorfahren: Prius Plug-in, mit Lithium-Ionen-Batterie zum Daheimaufladen (ab 2012 in USA); Prius V (kommt heuer noch) – "V" wie "versatile", also vielseitig, ein Prius-Kompaktvan mit 60 Prozent mehr Kofferraum als der Prius III; und schließlich Prius C Concept, Studie eines Hybrid-Kleinwagens, der 2012 starten wird.

Andreas Stockinger

Bei den Gastgebern betonte Ford-Boss Bill Ford den Willen zur Effizienz in Massen. Beispiele seien C-Max Energi (erster Plug-in-Hybrid Fords) und C-Max Hybrid, beide sollen 2012 in Nordamerika, 2013 in Europa starten. Außerdem gibt die ebenfalls auf der Focus-Architektur basierende Studie Vertrek einen Vorgeschmack auf den Nachfolger des Kuga und des US-SUVs Escape (ab 2012).

Vertrec Concept: Gibt einen Hinweis darauf, wie der Nachfolger des Ford Kuga (2012) aussehen wird.

Andreas Stockinger

GM tönt insgesamt ähnlich von Umweltverantwortung wie Ford, zeigt aber zudem mit Pickups wie dem GMC Sierra, dass die Amis nach der Krise vor allem wollen, was sie vorher wollten, dass "big" nämlich "beautiful" sei.

Andreas Stockinger

Interessant auch die Stimmung am Stand der Fiat-Tochter Chrysler (Fiat zeigt sich erneut mit dem 500):

Andreas Stockinger

Die Pressekonferenz wurde regelrecht gestürmt, jeder wollte wissen, wie's weitergeht. Das erklärte ein launiger Chrysler-Chef Olivier Francois ("Zeit für Chrysler, sich zurückzumelden!"): mittels des neuen Chrysler 300 nämlich, der in Europa als Lancia angeboten werden soll.

Andreas Stockinger

Bei den Deutschen macht Mercedes, wie gesagt, Appetit auf 125 Jahre Automobil (vom 2011er-Modellfeuerwerk ist aber in Detroit nicht viel zu sehen).

Flügeltüren à la Mercedes: "Wegweisende Akzente in Sachen Elektromobilität" verspricht der Hersteller mit dem SLS AMG E-Cell. 571 PS. Und die Farbe fetzt.

Andreas Stockinger

BMW lässt das 6er Cabrio (in Österreich ab 26. März) ebenso debütieren wie das 1er M Coupé (ab Mai) – das M-typisch angeschärfte Teil macht Appetit auf den fahraktivsten 1er aller Zeiten, mit 340-PS-Twinturbo-Reihen-6-Zylinder und Rennsportfahrwerkstechnik.

BMWs neuer 6er ist startbereit. Preise: 93.650 bis 115.700 Euro.

Andreas Stockinger

Gleich nebenan bei Mini weckt der Paceman Concept Appetit auf ein Coupé auf Countryman-Basis: X6 à la Mini.

Andreas Stockinger

Am lautesten geigt der VW-Konzern auf. Porsche etwa mit dem "Rennlabor" 918 RSR: V8-Mittelmotor (563 PS). Zwei E-Motoren an den Vorderrädern mit je 75 kW. Schwungradspeicher. Gesamtleistung des Technologieträgers: 767 PS.

Foto: Andreas Stockinger

Bei Audi feiert der A6 Premiere (in Österreich ab Frühjahr, 42.700 bis 60.200 €), Audi-Chef Rupert Stadler spricht von einem "fliegenden Start" ins neue Jahr und sieht sich, auch dank exzellenter Absatzzahlen in den USA, auf bestem Weg zum weltgrößten Premiumautokonfektionär.

Foto: Andreas Stockinger

VW schließlich startet die Produktion im Werk Chattanooga, der dort gebaute US-Passat soll ab August Japans Marktführern (Toyota Camry, Honda Accord) Dampf machen. 4,87 m Limousine mit vergleichsweise hochwertiger Anmutung, ein "deutsches Auto Born in the USA" ab 20.000 Dollar. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/14.1.2011)

Andreas Stockinger