Bild nicht mehr verfügbar.

Technische Studienrichtungen sind das beste Job-Sprungbrett

Foto: APA/Bernd Thissen

Eine Jobsuche ohne Probleme, keine Arbeitslosigkeit, fachspezifische Beschäftigung und eine positive Gehaltsentwicklung - das sind die Variablen, mit denen die Sozialforschungsinstitute Abif (Analyse, Beratung und interdisziplinäre Forschung) und Sora seit 2006 den Berufseinstiegserfolg von Hochschulabsolventen eruiert haben. Absolventen verschiedener Studienrichtungen wurden zwei bis vier Jahre nach ihrem Studienabschluss zu ihrem Berufseinstieg befragt. Die Daten des Endberichts stammen vom Dezember 2010. Das Neue an der Studie ist, dass Daten aus fünf Erhebungswellen so aufbereitet wurden, dass zu bestimmten Punkten Vergleiche über die verschiedenen Studienrichtungen gezogen werden konnten.

Wichtiger Baustein Berufserfahrung

Am besten gelingt der Eintritt ins Arbeitsleben generell dann, wenn Absolventen Berufserfahrung während des Studiums gemacht haben - und zwar am besten in studiennahen, fachspezifischen Tätigkeiten. "Jene, die nur facheinschlägig gearbeitet haben liegen im beruflichen Erfolg vor jenen, die beides machen - facheinschlägige und nicht facheinschlägige Tätigkeiten während des Studiums", weiß Franziska Haydn von Abif. Am erfolgreichsten waren beim Start ins Berufsleben Absolventen technischer Studienrichtungen: Ingenieurwissenschafter, Informationstechniker, bald gefolgt von Naturwissenschaftern, schneiden am besten ab. 

Am negativen Ende der Rangliste tummeln sich Translationswissenschaften, Publizistik, Geschichte und Psychologie. Mehr als 65 Prozent der Publizistikabsolventen kämpfen mit Schwierigkeiten, einen Job zu bekommen. Auch Veterinär- und Humanmediziner stoßen im Vergleich mit den Kollegen technischer Studienrichtungen auf viele Probleme bei der Jobsuche. Abseits der technischen Studienabsolventen geht es den Rechtwissenschaftern relativ gut bei der Jobsuche: 72 Prozent gaben in der Studie an, keine Probleme zu haben.

Atypische Beschäftigung

Der Wermutstropfen: viele Absolventen sind atypisch beschäftigt - auch im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Der neueste Österreichische Arbeitsklimaindex hat ergeben, dass jeder dritte freie Dienstnehmer einen Uni-Abschluss hat. Die freien Dienstnehmer sind damit die am besten gebildete Index-Gruppe. 

Ein ähnliches Bild zeigen Abif-Daten aus dem Jahr 2009: Je nach Studienrichtung arbeitet ein Fünftel bis zu zwei Drittel der Jungakademiker als Volontär, Praktikant, Leiharbeiter, freier Dienstnehmer oder in einem befristeten Dienstverhältnis, als Selbstständiger ohne Gewerbeschein, als Teilzeit - oder geringfügig Beschäftigter. 

Richtung ausschlaggebender als Geschlecht

Der Faktor Geschlecht spiele beim Berufseinstieg so gut wie keine Rolle, heißt es im Studienbericht. Frauen haben laut der Studie zwar "insgesamt eine etwas weniger erfolgreiche Berufseinstiegsphase, haben sie allerdings ein so genanntes MINT-Fach absolviert, sind sie erfolgreicher als männliche Absolventen anderer Studienrichtungen". Als MINT-Fächer werden Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik bezeichnet. Allerdings liegt der Frauenanteil in den technischen Studienfächern unter zehn Prozent.

"Auch wenn jetzt die MINT-Absolventen besonders positiv im Vergleich zu den GSK-Absolventen (geistes, - sozial-, und kulturwissenschaftliche Studienrichtungen) dastehen, muss man aber auch bedenken, dass Akademiker grundsätzlich bessere Chancen am Arbeitsmarkt haben und im Vergleich zu allen anderen deutlich weniger von Arbeitslosigkeit betroffen sind", betont Haydn.

FH und Uni im Vergleich

Ob sich ein FH-Abschluss oder ein Uni-Abschluss günstiger auf die Jobsuche auswirkt, hängt vom Studienfach ab: Abschlüsse in Elektrotechnik oder Maschinenbau brachten bessere Chancen bei der Jobsuche, wenn sie an der Uni absolviert wurden. Umgekehrt ist das Bild bei Informations- und Kommunikationstechnologie.

Grad des Abschlusses

"Überraschend war, dass der Grad (Bachelor, Master oder Doktor PhD) des Studienabschlusses keine signifikante Rolle spielt bei unserem Index für Einstiegserfolg", schildert Haydn. Interessant: PhD- und Doktorats-Absolventen waren sogar etwas weniger erfolgreich beim Eintritt ins Arbeitsleben als Master-, Magister- oder DI-Absolventen. Die Autorinnen erklären dies aber auch damit, dass die Mediziner die erste Gruppe quantitativ dominierten und diese naturgemäß Probleme beim Berufseinstieg hätten. Noch ein interessantes Detail: Ein Großteil der Befragten gab an, dass ihnen frühere Auslandsaufenthalte bisher nicht genutzt hätten. (Marietta Türk, derStandard.at, 18.1.2011)