Chicago - Können Männer nach einer Prostataoperation den Harn nicht mehr richtig halten, so hilft eine Verhaltenstherapie auch noch nach mehreren Jahren. Ein achtwöchiger Kurs zur Blasenkontrolle halbierte in einer Studie die Zahl der Episoden von Harnverlust. Bei fast jedem sechsten Teilnehmer verschwand die Inkontinenz sogar vollständig.

Nach einer Operation der Vorsteherdrüse erleiden bis zu zwei Drittel der Patienten eine Harninkontinenz, die jahrelang andauern kann. Ob noch über ein Jahr nach der Operation eine Verhaltenstherapie hilft, prüften Mediziner der Universität von Alabama an gut 200 Männern. Sämtliche Teilnehmer im Alter von 51 bis 84 Jahren konnten nach Entfernung der Prostata den Harn nicht mehr richtig halten.

Ein Teil von ihnen trainierte in einer achtwöchigen Verhaltenstherapie die Beckenbodenmuskulatur und lernte Strategien zur Besserung der Blasenkontrolle und zur Optimierung der Flüssigkeitsaufnahme. Dies senkte die Zahl der Episoden von Harnverlust um 55 Prozent, von wöchentlich 28 auf 13. Knapp 16 Prozent der Teilnehmer gewannen sogar wieder vollständige Kontrolle über ihre Blase.

Zusätzliches Biofeedback oder die elektrische Stimulierung des Beckenbodens boten dagegen kaum weiteren Nutzen. "Nach einer Prostata-Entfernung sollte eine Verhaltenstherapie Männern mit dauerhafter Harninkontinenz angeboten werden", schreiben die Mediziner in der Zeitschrift "JAMA". "Sie kann Inkontinenz und Lebensqualität selbst Jahre nach der Operation deutlich und dauerhaft verbessern." (APA)