Wien - Einen weiteren Fall massiver Kostenüberschreitungen im Bahnbau hat der Rechnungshof (RH) dokumentiert. Die Elektrifizierung der Strecke von Wulkaprodersdorf über Eisenstadt nach Neusiedl am See kostete um ein Drittel mehr, als ursprünglich geplant. Laut Endabrechnung beliefen sich die Kosten auf 40,95 Millionen Euro, kalkuliert worden waren 31,1 Millionen Euro.

Schuld an der Verteuerung um 32 Prozent des Vertragsabschlusses zwischen ÖBB und Land Burgenland aus dem Jahr 2005 und Endabrechnung Anfang 2010 waren laut RH fehlende Kostenelemente, unterschiedliche Preisbasen der Kostenprognosen sowie zusätzliche Leistungen während der Baudurchführung (genannt werden Spezialmaschinen, Bahnsteig und Vermessung).

Im Vertrag zwischen ÖBB und Land fehlte demnach die Abgrenzung der Kosten zwischen Planung und Durchführung. Der Inhalt der Maßnahmen sei "nicht ausreichend konkretisiert" worden. Damit war programmiert, dass die im "Burgenland-Vertrag" zwischen ÖBB und Land vorgesehene 60: 40-Aufteilung der "tatsächlichen Kosten für die Planung der Maßnahmen" schwierig würde, detto die Aufschlüsselung der im Verhältnis 80:20 vorgesehene Aufteilung der "tatsächlichen Kosten für die Durchführung der Maßnahmen". "Mangelhaft" waren laut RH auch Form und Inhalt der von der ÖBB-Infrastruktur dem Land übermittelten Abrechnungen: Der Rechnungsinhalt sei "unzureichend beschrieben" gewesen oder habe ganz gefehlt. Die späte Meldung von mehr als zehnprozentigen Mehrkosten führten in Eisenstadt sogar zu budgetären Engpässen. Immerhin: Den Fahrgästen brachte die Elektrifizierung ab Dezember 2009 kürzere Fahrzeiten. (APA, ung, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 14.1.2010)