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Foto: APA/EPA/Launzer

Wengen - Viele Fragezeichen scheinen vor der ersten Weltcup-Super-Kombination der alpinen Ski-Herren im WM-Winter auf. Jenes, ob das Rennen trotz Warmwettereinbruchs in Wengen überhaupt stattfinden wird, lösten die Veranstalter mit einem "nicht gefährdet" auf. Das Abfahrtstraining am verregneten Donnerstag war pistenschonend abgesagt worden, weshalb sich die Kombinierer die Slalom-Ski anschnallten. Topfavorit am Freitag ist der Kroate Ivica Kostelic, Österreich schickt Benjamin Raich, Romed Baumann, Philipp Schörghofer, Joachim Puchner und Björn Sieber ins Rennen.

Die erste Kombi der laufenden Saison bestehend aus Abfahrt (10.30) und Slalom-Durchgang (14.00/jeweils live ORF eins) ist die zugleich vorletzte dieser Art vor den Welt-Titelkämpfen im Februar in Garmisch-Partenkirchen, es folgt noch eine in Chamonix Ende Jänner. In Kitzbühel steht zuvor zudem die klassische Kombination mit Speedbewerb und zwei Slalomläufen auf dem Programm. Diese drei Bewerbe müssen Aufschluss über das österreichische Team geben, in Ermangelung von kombiwilligen Läufern scheint es tatsächlich in keiner Disziplin so leicht, zur WM zu gelangen.

Raich bricht weiterhin eine Lanze

Die bisher letzte Super-Kombi war jene bei den Olympischen Spielen am 21. Februar 2010 in Whistler, als der US-Amerikaner Bode Miller vor Kostelic und dem Schweizer Silvan Zurbriggen gewann. Der damals bereits als Disziplinsieger im Weltcup feststehende Raich war enttäuschter Sechster geworden. Der ÖSV hatte für den in der Öffentlichkeit wenig anerkannten Bewerb nur drei Läufer nominiert, Romed Baumann schied in der Abfahrt aus, Georg Streitberger trat zum Slalom nicht an.

Raich - 7 seiner 35 Weltcupsiege feierte er in der Kombination - bricht auch weiterhin eine Lanze für die alpine Kombination. "Man muss die Kombi aufwerten und dafür muss man viele Bewerbe machen. Und man muss das über eine gewisse Zeit durchziehen, dann wird man auch mehr Nachwuchsläufer bekommen. So ist ja jeder spezialisiert und denkt sich, wegen drei Kombis brauche ich eh nicht extra Slalom trainieren. Es ist schon eine gewisse Kunst, in zwei gegensätzlichen Disziplinen gut zu fahren. Das gehört forciert", meinte der Pitztaler, der am Freitag versuchen muss, im Kampf um den Gesamtweltcup an Kostelic dranzubleiben.

Training spricht für Kostelic

Während Raich in den zwei Abfahrttrainings viel Zeit auf die Spitze verlor, mischte Kostelic bei seinem einzigen Zeitlauf ganz vorne mit und hatte als Fünfter 2,35 Sekunden Rückstand auf den Tageschnellsten. Raich lag 6,21 zurück und am zweiten Tag beim Zeitlauf vom Kombi-Start, als der Kroate verzichtete, auch noch 4,50. "Ich muss versuchen, eine gescheite Abfahrt zu fahren, um eine gescheite Ausgangsposition für den Slalom zu haben. In der Super-Kombi gibt es immer das Fragezeichen, wie es in der Abfahrt geht. Wenn ich halbwegs mithalten kann, habe ich meine Chancen."

Beste Abfahrer unter den österreichischen Kombinieren sind Puchner und Baumann. Sieber dürfte im Bereich um Raich liegen, Schörghofer etwas dahinter. Riesentorlauf-Spezialist Schörghofer möchte - abhängig natürlich davon, wie es zum Beispiel in Wengen läuft - bei der WM nicht nur in seiner Paradedisziplin, sondern auch in der Super-Kombi starten. Er wünscht sich, dass - anders als vergangenes Jahr bei den Winterspielen - Österreich auch in diesem Bewerb das volle Kontingent ausschöpft.

Walchhofer erkrankt

Wegen einer am Donnerstag aufgetretenen starken Erkältung wird Michael Walchhofer am Freitag nicht wie geplant in der Kombi-Abfahrt an den Start gehen. Laut ÖSV-Herren-Cheftrainer Mathias Berthold handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um den Start am Samstag in der Spezialabfahrt und bei den Hahnenkammrennen in Kitzbühel nächste Woche nicht zu gefährden.

"Es ist nicht so schlimm. Ich denke, dass der Start am Samstag nicht gefährdet ist. Wir werden sehen in den nächsten 24 Stunden, wie sich das Ganze entwickelt. Aber für einen Hochleistungssportler, der am Samstag eine gute Abfahrt und vorne mitfahren möchte, muss man natürlich dann solche Vorsichtsmaßnahmen treffen", sagte Berthold.

Hausmannskost

Baumann wird am Freitag 25 Jahre, Geschenke hat er in der Super-Kombi aber keine zu erwarten. Im Vorjahr schwang er in der Kombiabfahrt geschwächt von einem Magen-Darm-Infekt ab und reiste heim. Das soll heuer nicht passieren - nicht nur weil das ÖSV-Team in den gemieteten Appartements in Wengen frisch gekochte österreichische Hausmannskost serviert bekommt.

Baumann freute sich über das zusätzliche Slalomtraining am Donnerstag. "Gut, dass ich mich einschwingen kann." Er habe in der Vorbereitung auf die WM-Saison viel Slalom trainiert und sich eine Reserve aufgebaut. Vorjahressieger in Wengen ist übrigens Miller, der sich vor Carlo Janka (SUI), Zurbriggen, Raich, Ted Ligety (USA) und Kostelic behauptete. Seitdem wartet der US-Amerikaner übrigens auf einen Weltcupsieg, Olympia-Gold kam freilich dazu.

Comeback von Daniel Albrecht

Knapp zwei Jahre nach seinem schweren Sturz in Kitzbühel gibt Daniel Albrecht am Freitag mit der Startnummer 33 sein Weltcup-Comeback im Speedbereich. Für den 27-jährigen Schweizer ist das Antreten in der verkürzten Kombi-Abfahrt allerdings mehr ein Training unter Wettkampfbedingungen. "Dani soll die Kombinations-Abfahrt als zusätzliches Training in einer Wettkampf-Atmosphäre sehen", sagte Albrechts österreichischer Gruppentrainer Sepp Brunner.

Albrecht darf in diesem Winter eine Super-Kombination bestreiten ohne seinen seinen Verletztenstatus zu verlieren. Ein Antreten im Kombi-Slalom war aber eher unwahrscheinlich. Lieber würde Albrecht am Samstag in der Spezial-Abfahrt am Lauberhorn starten, dies ist laut Brunner aber kein Thema. (APA/red)