Wien - Der Streit um Geld und die künftigen Aufgaben der Österreich Werbung (ÖW) ist um eine Facette reicher. Johann Schenner, oberster Touristiker der Wirtschaftskammer, möchte Österreichs größte Marketingorganisation auf eine breitere Basis stellen und auch das Landwirtschaftsministerium einbinden.

"Die Bauern profitieren stark vom Tourismus. Eine Beteiligung an den Marketingkosten wäre nur recht und billig", sagte Schenner.

"Es gibt schon Kooperationen, etwa bei den Genussregionen. Das funktioniert gut. Ein Beitritt zur ÖW stellt sich für uns nicht", sagte ein Sprecher von Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich dem Standard.

Die Statistik Austria hat 2009 insgesamt 4,7 Mio. Übernachtungen in Privatquartieren und Ferienwohnungen auf einem Bauernhof gezählt; das entspricht 3,8 Prozent der Gesamtnächtigungen in Österreich. Mit 1,09 Millionen Betten stellten bäuerliche Betriebe 6,7 Prozent der gesamten Gästebetten im Land.

"Schauen, was passiert"

Wie berichtet hat die Wirtschaftskammer (hält 25 Prozent an der ÖW, Wirtschaftsministerium 75 Prozent), kurz vor Jahreswechsel ihren Austritt aus dem Verein per Ende 2011 angemeldet. "Jetzt schauen wir, was passiert", sagte Schenner. Er hofft, dass es im Laufe des Jahres zu einer Einigung hinsichtlich einer Neuausrichtung der ÖW kommt. Dann stünde einem Weiterverbleib der Kammer im Verein nichts im Wege.

Eine der Bedingungen sei die Bewerbung Österreichs auch im Inland. "Gut 27 Prozent der Nächtigungen entfallen auf Österreicher. Auch die müssen wir durch Werbung bei der Stange halten", sagte Schenner. ÖW-Chefin Petra Stolba sieht dies bei den Landestourismusorganisationen in besseren Händen. Diese kaufen Leistungen von der ÖW zu und werben autonom. Schenner aber wünscht sich, dass die Landestourismusorganisationen, die seit 2001 nicht mehr in der ÖW sitzen, zurückkehren mögen. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.1.2011)