Kairo/Rom - Im Süden Ägyptens ist am Dienstagabend erneut ein Anschlag auf Christen verübt worden. Ein Bewaffneter eröffnete in einem Zug das Feuer und tötete einen 71-jährigen Christen. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, wurden zudem fünf Menschen verletzt. Vor zwei Wochen waren bei einem Bombenanschlag auf koptische Christen in Alexandria in der Silvesternacht 23 Menschen getötet und fast 100 weitere verletzt worden.

Bundespräsident Heinz Fischer, der am Mittwoch der koptisch-orthodoxen Kathedrale in Wien-Donaustadt am Mittwoch einen Besuch abstattete, brachte seine Solidarität und Anteilnahme für die Betroffenen zum Ausdruck. Österreich hat sich bereit erklärt, zwei verletzte Kopten aufzunehmen, wie der koptisch-orthodoxe Bischof, Anba Gabriel, der Kathpress mitteilte. Die Präsidentschaftskanzlei bestätigte diese Aussagen und ergänzte, dass noch offen sei, ob es sich um Opfer des Anschlags in der Silvesternacht oder des aktuellen Anschlags handelt. Bischof Gabriel betonte, dass er "sehr dankbar für diese barmherzige Geste" Österreichs sei.

Der Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria ist nach neuen Erkenntnissen der Ermittler von drei bis fünf muslimischen Ägyptern verübt worden. Die Terroristen, von denen einer durch die Bombe ums Leben gekommen sei, hätten bei der Planung der Tat aber Unterstützung aus dem Ausland erhalten, schrieb die unabhängige Kairoer Tageszeitung "Al-Masry Al-Yom" am Mittwoch unter Berufung auf die Polizei.

Die Täter hätten sich einen Sprengstoff beschafft, der in Ägypten nicht erhältlich sei und daraus eine Bombe gebaut, in die sie zusätzlich Nägel und Stahlmuttern steckten. Die ägyptischen Behörden hatten direkt nach dem Blutbad erklärt, hinter dem Anschlag müsse die Al-Kaida oder eine andere ausländische Terrorgruppe stecken.

Dass die politischen Nachbeben des Terroranschlags noch andauern, zeigte sich am Dienstagabend. Als ein muslimischer Polizist in der ägyptischen Provinzstadt Samalout in einem Zug einen koptischen Christen erschoss und fünf weitere Christen verletzte, kam es in der Ortschaft zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen wütenden Kopten und der Polizei.

Aus Sicherheitskreisen hieß es: "Dieser Vorfall in Minia hat keinen terroristischen oder religiösen Hintergrund." Der psychisch auffällige Polizist habe zwei Tage vor der Attacke noch als Wachmann vor einer Kirche seinen Dienst versehen. Wenn er also Christen habe töten wollen, so hätte sich dort sicher leicht eine Gelegenheit für ihn ergeben, argumentierte die Polizei. Der Beamte, der mit seiner Dienstwaffe geschossen hat, wird derzeit von der Polizei verhört.

Die Regierung in Kairo hat sich in den Tagen seit dem Anschlag von Alexandria mehrfach über Forderungen westlicher Politiker und Kirchenführer nach einem besseren Schutz der Christen in Ägypten beschwert. Dabei legte sie sich auch mit Papst Benedikt XVI. an und rief seine Botschafterin beim Vatikan, Lamia Mechaimar, am Dienstag zu Konsultationen nach Kairo. Vor ihrer Abreise bat sie der für die Beziehungen zu anderen Staaten zuständige Sekretär des Vatikans, Dominique Mamberti, jedoch, ihrer Regierung mitzuteilen, dass der Vatikan genauso wie die ägyptische Regierung daran interessiert sei, "eine Eskalation von Zusammenstößen und Spannungen aus religiösen Gründen zu vermeiden".

Die Regierung in Kairo behauptet, die vor allem von den Ägyptern der koptischen Exil-Gemeinden in den USA vorgebrachten Klagen über eine Diskriminierung von Christen in ihrer Heimat seien frei erfunden. Die Kopten beklagen unter anderem die restriktive Praxis bei der Bewilligung von Baugenehmigungen für Kirchen. (APA/dapd/AP)