In Österreich wurden im Jahr 2009 über 76.000 Kinder geboren - 50.000 davon wurden getauft. Lediglich 253 von diesen Täuflingen waren dabei über 14 - und somit auch religionsmündig.

Gründe, für die Taufe gibt es viele: Weil es die Oma so will. Weil es der Opa so will. Weil es die Gesellschaft will. Weil es schon immer so war - Familientradition sozusagen. Andere lassen ihr Kind taufen, weil es ein schönes Taufgeschenk gibt und der Taufpate oder die Taufpatin sich über die Ehre so freut . Andere befürchten Nachteile für ihr Kind. Wieder andere sind sich nicht sicher, ob auf die ungetauften Sünder nicht doch das ewige Fegefeuer wartet. Und es gibt natürlich auch jene, die ihre Kinder aus einer religiösen Überzeugung heraus taufen.

Mit ihren Riten hat die katholische Kirche ein ausgeklügeltes System entwickelt, um ihre "Schäfchen" mit sanftem Druck heimzuholen. Spätestens mit sechs lassen sich viele Kinder taufen, um bei der Erstkommunion dabei sein zu dürfen.

Die überwiegende Mehrheit wird nicht gefragt, ob sie getauft werden will. Wer einmal getauft ist, bleibt getauft, das lässt sich auch mit einem Kirchenrücktritt nicht rückgängig machen. Ob die Taufe - man kann sie auch als Erziehungsmaßnahme der Eltern begreifen - als gut oder schlecht empfunden wird, hängt wohl stark von höchst persönlichen Erfahrungen, die man mit der Kirche gemacht hat, ab. Der Mehrheit ist es wohl egal, ob sie getauft wurde oder nicht. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo die Kirchenbeitragsstelle anklopft.

Würden Kinder nicht zur Taufe gezwungen werden, sondern sich erst mit 14 dafür oder dagegen entscheiden müssen, gäbe es aller Wahrscheinlichkeit nach wesentlich weniger Neuzugänge in der Kirche. Kardinal Christoph Schönborn sprach sich im Zuge der großen Kirchenaustrittswelle im Jahr 2010 für "Entscheidungschristentum" statt einem "Traditionschristentum" aus. Das hieße in letzter Konsequenz, dass die Taufe erst mit 14 vorgenommen wird. Ob die katholische Kirche das wirklich will, ist allerdings fraglich.

Wer sein Kind nicht taufen lassen will, soll die eigene katholische Erziehung getrost hinter sich lassen und es auch nicht tun. (Katrin Burgstaller/derstandard.at, 13. Jänner 2011)