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Laut den Vorbesitzern hatte das Bild ("Kampf der Zentauren") keine Signatur. Diese muss irgendwann in den letzten Jahren ergänzt worden sein und ist damit als Fälschung entlarvt.

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Wien - In dem von Österreich aufgedeckten "Millionen-Krimi" um ein angebliches Ölgemälde von Egon Schiele (der Standard, 11. 1., "Eher ein Scherz als ein Schiele"), dürften die strittigen Eigentumsverhältnisse das geringste Problem sein. Motiv und Malweise sind selbst für ein Jugendwerk des Künstlers so untypisch, dass schnell Skepsis an der Theorie aufkam, wonach es sich bei dem Kampf der Zentauren um eine authentische Arbeit handeln solle.

Fachleute übten eher Zurückhaltung: Elisabeth Leopold wollte die Echtheit nicht ausschließen und stünde für eine Expertise zur Verfügung; Belvedere-Direktorin Agnes Husslein ließ ausrichten, mangels Vorlage im Original "bewegen wir uns im Reich der Spekulationen". Nur eine Familie hatte dem Standard exklusiv vorliegenden Informationen zufolge keine Zweifel: Thomas Nowotny, ehemaliger Diplomat und Dozent am Institut für Politikwissenschaft, und seine Schwester, aus deren Familienbesitz es stammt. Beide kennen das Werk nicht als eines von Egon Schiele, sondern als jenes eines arbeitslosen Straßenbahnfahrers.

Ihr Vater Franz Nowotny hatte es bei einer Auktion in der von Gerda Matejka-Felden geleiteten Künstlerischen Volkshochschule ersteigert. Fortan schmückten die miteinander kämpfenden mythologischen Mischwesen die Wand im Schlafzimmer der Eltern. Ein bildnerisches Dokument ihrer Kindheit, versichert auch Tochter Brigitta Kowallik.

Nur zu gut erinnert sie sich, dass weder sie noch ihre beiden Geschwister dieses Bild in den 1980er-Jahren ihr Eigen nennen wollte. Es wurde an einen Antiquitätenhändler verkauft. Später wurde dem Bild eines Volkshochschulkurs-Absolventen die Signatur und das Monogramm "E.S." hinzugefügt.

Wolfgang F., seines Zeichens rechtmäßiger Eigentümer, kann sich im Gespräch mit dem Standard an keine Signatur erinnern, beharrt aber darauf, es aus Privatbesitz erworben - und an Detlev Kreidl übergeben zu haben. Der ehemalige Mumok-Restaurator erinnert sich genau an diese Episode Anfang der 1990er-Jahre. Er habe ja einen neuen Keilrahmen besorgt und die Leinwand aufgespannt, erzählt er.

Eine Expertise habe er nie verfasst, sondern dazu die Kontaktaufnahme mit Rudolf Leopold, Jane Kallir oder Fritz Koreny empfohlen. Dass man aus seinen handschriftlichen Recherchen ein Gutachten ableitete, verwundert ihn.

Für Rolf Feichtinger, pensionierter Leiter der Oberbank-Innenrevision und als Konsulent für Artmanagement aktiv, sei diese "Beschreibung ausreichend gewesen", wie er dem Standard bestätigt. Man hätte sich zwar um ein Gutachten von Rudolf Leopold bemüht, dieser habe aber ein solches zweimal zu verfassen verweigert. Die Schätzung des Wertes in der Höhe von acht Millionen Euro, die stamme von ihm selbst. "Dazu gibt es ja die Kunstpreisdatenbanken", erklärt Feichtinger. Offiziell will die Oberbank die Causa (Kredit in der Höhe von 1,6 Mio. Euro) nicht kommentieren. (Olga Kronsteiner/DER STANDARD, Printausgabe, 12. 1. 2011)