San Francisco - Der US-Chiphersteller AMD hat sich überraschend von seinem Vorstandschef Dirk Meyer getrennt. Bis ein Nachfolger für den US-Manager gefunden sei, übernehme der deutsche Finanzvorstand Thomas Seifert die Führung des Intel-Rivalen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Seifert war vor knapp zwei Jahren zu AMD gewechselt, nachdem er bis zur Pleite von Qimonda im Vorstand des Münchner Speicherchipherstellers saß.

Der Abschied des branchenweit anerkannten Meyer sei einvernehmlich erfolgt, teilte Verwaltungsratschef Bruce Claflin mit. Der 49-Jährige habe AMD durch eine schwierige Periode geführt. Nun sei es allerdings an der Zeit, die "Gelegenheit zu nutzen, um für unsere Aktionäre wachsenden Wert zu schaffen". Für den Konzern gehe es künftig um Wachstum, Marktdominanz und überdurchschnittlich hohe Gewinne. "Wir glauben, dass ein Führungswechsel zum jetzigen Zeitpunkt die Chancen verbessert, diese Ziele zu erreichen", erklärte Claflin.

Meyer war vor drei Jahren zu dem Konzern gestoßen, der als Nummer zwei im Prozessormarkt lediglich ein Fünftel aller Computer mit Rechenherzen beliefert und damit deutlich dem Branchenprimus Intel hinterher hinkt. Seinerzeit war AMD in schwere Turbulenzen geraten, nachdem sich unter Meyers Vorgänger Hector Ruiz einige wichtige Neuentwicklungen verzögert hatten oder wegen technischer Mängel gefloppt waren. Meyer brachte AMD wieder einigermaßen auf Kurs. Dabei verabschiedete sich der Konzern auch von der eigenen Fertigung. Die Produktion, die vor allem im sächsischen Dresden angesiedelt ist, verkaufte er mehrheitlich an einen arabischen Finanzinvestor.

In der Defensive

AMD geriet dennoch wie sein Erzrivale Intel zuletzt durch den Siegeszug von Smartphones und Tablet-PCs in die Defensive. Viele Anbieter von Mobilgeräten bauen auf die stromsparende Technik des britischen Chipentwicklers ARM. Auch Nischenanbieter wie der Grafikspezialist Nvidia feierten zuletzt auf der Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas Überraschungserfolge mit neuen Rechenkernen für Handys. AMD setzte lange Zeit auf traditionelle Notebooks, PCs und Server und kam erst spät mit einer Produktpalette für die kleinen Netbooks und andere Mobilgeräte auf den Markt.

"Ich denke, was in den letzten Wochen geschehen ist, hat Dirk nicht sehr geholfen", sagte Analyst Michael McConell von Pacific Crest Securities. Mit der 2006 übernommenen ATI habe AMD eigentlich das Zeug dazu, um auf dem Mobilmarkt erfolgreich zu sein. "Sie haben die Produkte nur nicht für Tablets oder ultraleichte Geräte optimiert. Sie sind traditionell geblieben und haben auf Laptops gesetzt."

Börsianer zeigten sich enttäuscht von Meyers Rückzug, die AMD-Aktie büßte auf dem Frankfurter Parkett am Dienstag gut zwei Prozent ein. "Es war sehr beeindruckend, wie Dirk das Unternehmen wieder auf die Beine gebracht hat", urteilte Analyst Doug Freedman von Gleacher & Company. "Aber mir ist nicht bekannt, dass er als großer Stratege und Visionär galt", fügte er hinzu. (APA)