Neu-Delhi - Chinesische Soldaten sind nach Medienberichten auf indisches Territorium vorgedrungen und haben dort Bauarbeiter verjagt. Der Vorfall habe sich bereits im September ereignet, berichtete die Zeitung "The Press Trust of India" am Montag ohne Nennung ihrer Quellen. Demnach waren die Bauarbeiter mit der Errichtung einer Bushaltestelle nahe der Stadt Demchok in der Region Leh beschäftigt, als sie von chinesischen Soldaten bedroht wurden. Die Baustelle liegt in einem von beiden Staaten beanspruchten Gebiet.

Der Grenzverlauf in dieser Region wird durch die sogenannte "Linie der effektiven Kontrolle" bestimmt. Doch auch deren Verlauf ist nicht unumstritten. Bereits in der Vergangenheit kam es dort zu Grenzzwischenfällen. 1962 führten die beiden Länder sogar einen kurzen Grenzkrieg um das Gebiet.

Der indische Oberbefehlshaber bemühte sich am Montag, den Vorfall herunterzuspielen. Es habe sich um eine unterschiedliche Wahrnehmung des Grenzverlaufs gehandelt, sagte General V. K. Singh. Die Grenzlinie laufe nach indischer Auffassung in eine bestimmte Richtung, während die Chinesen die Linie anders zögen.

Ein Sprecher des indischen Außenministeriums sagte, die Medienberichte würden jeder Grundlage entbehren. Deshalb seien sie kein Anlass zur Sorge. "Es wird wieder ins Bewusstsein gerufen, dass es zwischen China und Indien in dieser Gegend unterschiedliche Ansichten über den Verlauf der 'Linie der effektiven Kontrolle' gibt", hieß es in einer Mitteilung. Das chinesische Außenministerium äußerte sich am Montag nicht zu den Berichten.

Nach indischer Auffassung okkupiert China illegal 38.000 Quadratkilometer seines Territoriums, während China Anspruch auf ein 90.000 Quadratkilometer großes Areal in Nordindien erhebt. Beide Länder haben sich in 14 Gesprächsrunden bisher vergeblich um eine Einigung bemüht. (APA/dapd)