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Marlies Schild nimmt in Flachau ihren 26. Slalomsieg in Angriff. Im Vorjahr war sie schon "snow space princess".

Foto: EPA/BARBARA GINDL

Flachau - Sicher, trotz ihrer Dominanz im Slalom hat Marlies Schild weiterhin Respekt vor der Konkurrenz. "Ich bin nicht unschlagbar", sagt die 29-jährige Saalfeldnerin, die seit 21. Dezember 2010 drei Rennen en suite gewonnen hat. "Aber ich bin in einer Topform und weiß, wozu ich fähig bin. Vor allem beim Heimrennen in Flachau."

Heute, Dienstag (17.30 und 20.30, ORF eins), werden wohl 15.000 Zuseher die Kulisse für den Nachtslalom bilden. Nicht wenige Ski-Fans werden eine lange Anfahrt auf sich nehmen, und viele wollen den nächsten Streich von Schild miterleben. Vier Siege hat sie in dieser Saison bereits eingefahren. "Sicher krieg' ich Druck von allen Seiten", sagt sie. "Am Semmering sind Ende Dezember nach dem Training zwanzig Fans auf mich zugekommen, haben mir auf die Schulter geklopft und gesagt: 'Morgen musst du gewinnen.' Aber ich muss nicht gewinnen." Marlies Schild darf es.

Seit ihrer Verletzung im Oktober 2008, als sie sich am Rettenbachferner ob Sölden im Riesenslalom-Training einen Trümmerbruch im Schien- und Wadenbein sowie einen Bruch des Schienbeinkopfes im linken Bein zugezogen hat, ist Schild demütiger geworden. "Ich bin dankbar, ich erlebe meine Erfolge seitdem viel intensiver." Fast ein ganzes Jahr musste Schild pausieren. "Ich weiß, wie hart es war, sich zurück kämpfen zu müssen. Ich war mir in dieser Phase sicherer, keine Rennen mehr bestreiten zu können, als noch einmal in den Weltcup zurückzukehren."

Mitten in einer Serie

Ihr Comeback gestaltete die Freundin von Benjamin Raich freilich furios, und seit dem Slalom Ende November 2009 in Aspen, wo sie Zweite wurde, bastelt sie an einer eindrucksvollen Serie. Mit Ausnahme des olympischen Rennens in Vancouver, wo sie die Silbermedaille holte, hat sie seither alle Slaloms entweder gewonnen, oder sie ist ausgeschieden. Die Bilanz: sieben Siege, vier Ausfälle.

Wie sie es in Flachau halten wird? "Ich kann mein Tempo nicht gut dosieren. Ich fühle mich sicherer, wenn ich voll angreife." Auch im Vorjahr hat Schild bei der Nachtslalom-Premiere auf der Hermann-Maier-Strecke angegriffen. Schild wurde "snow space princess", hinter ihr auf dem Podest folgten die Deutsche Maria Riesch und die Niederösterreicherin Kathrin Zettel.

Für die aktuelle Ausgabe haben die Flachauer ordentlich aufgerüstet. Eine - vorerst mobile - neue Flutlichtanlage lässt die Ski-Damen in HD-tauglichem Licht erstrahlen. "Außerdem wurden zusätzliche Wellen aufgeschüttet, die Piste ist selektiver als im vergangenen Jahr", sagt Schild, die mit dem ÖSV-Team am 2. Jänner in Flachau trainiert hat.

Schild hat im Weltcup bisher 27 Mal den oberen Platz auf dem Podest geschmückt, alleine in ihrer Paradedisziplin sind es 25 Triumphe. Nur die Schweizerin Vreni Schneider (34 Siege) ist im Slalom unerreicht, aber nicht mehr uneinholbar. Unerreicht war für Schild bisher eine Goldmedaille bei Großereignissen. Nach zwei WM-Silbernen 2003 in St. Moritz und 2007 in Are erhält Schild diesbezüglich im Februar in Garmisch-Partenkirchen eine neue Chance. "Ich habe es drauf, Gold zu holen", sagt die Topfavoritin. "Aber wenn nicht, wird das mein Leben auch nicht grundlegend ändern."

Mitverantwortlich für Schilds Erfolge ist neben ihrem Vater Josef, der sie bis zum 14. Lebensjahr coachte, auch Trainer Stefan Bürgler. Er wurde von Schilds Eltern Josef und Rosi sieben Jahre lang privat bezahlt, um Marlies nach fünf Knieoperationen wieder an den ÖSV-Kader heranzuführen. Bürgler ist mittlerweile ÖSV-Coach - und betreut Marlies wie auch ihre 21-jährige Schwester Bernadette, die heute ebenfalls am Start steht, noch immer. (David Krutzler, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 11. Jänner 2011)