Es ist zweifellos die Aufgabe der Alarm-Organisationen, Alarm zu schreien. So haben das Waldsterben gemeinsam mit der Angst vor Atomkraft (Zwentendorf, Tschernobyl) in den 1970er- und 1980er-Jahren die thematischen Kristallisationskerne für Umweltbewegungen unterschiedlichster Art gebildet und eine Menge bewirkt, zum Teil sogar deren eigene Versenkung in die (mediale) Bedeutungslosigkeit wie Global 2000.

Selbst Greenpeace hat es im Klimawandeldurcheinandergeschrei nicht mehr leicht, gehört zu werden. Am besten hält sich noch der WWF. Er bekämpft nicht nur abstrakte Gefahren, sondern hält auch Viecherln in die Kamera.

Auch im Verkehrsbereich gibt es eine Alarmorganisation, die seit den Achtzigerjahren besteht und noch immer oder jetzt erst recht prächtig gedeiht. Trotz geringsten Ressourceneinsatzes bringt es der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) mit seinen Themen auf weitaus mehr Erwähnungen in Fernsehen, Funk und Print als die beiden riesigen etablierten Autofahrerklubs zusammen.

Die Interessenslage hinter jeder einzelnen Meldung ist klar: stark umweltbelastende Verkehrsmittel wie Auto und Flugzeug zurückzupfeifen und den Öffis, den Radfahrern und Fußgängern mehr Platz und Sicherheit auf der Welt und in unserem Leben freizuschaufeln.

Die Meldungen selbst sind so scharf formuliert wie Anti-Raucher-Appelle eines selbstmordgefährdeten Lungenfacharztes und finden in Form von Flächenbombardements statt. Jeden Tag eine E-Mail, die uns Automenschen zuerst maßlos erregt und dann doch zum Nachdenken bringt. Und froh sind wir erst recht, dass nicht all die strengen Forderungen gleich umgesetzt werden, auch wenn sie rein logisch begründbar erscheinen. Meistens. (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/7.1.2011)