Bild nicht mehr verfügbar.

Gregor Schlierenzauer stapft nachdenklich durch den Bischofshofener Forst.

Foto: APA/Gindl

Bischofshofen/Harrachov - Eher frugal fielen die Feiern der österreichischen Skispringer nach dem emotionalen Abend in Bischofshofen aus. Am Freitag reiste ein sechsköpfiges, von Tournee-Gesamtsieger Thomas Morgenstern angeführtes Aufgebot per Mannschaftsbus nach Harrachov, Tschechien, wo am Samstag (16) und Sonntag (13.45, je ORF eins) zwei Skifliegen zur Aufführung kommen sollen.

Während sich Manuel Fettner und Andreas Kofler die Übungen auf dem mächtigen Certak-Bakken schenken, sind sie für Gregor Schlierenzauer richtungsweisend. Der seit Freitag 21-jährige Tiroler sucht quasi in seinem ureigensten Metier den Weg zurück in die Weltspitze. 13 Skifliegen hat Schlierenzauer bereits einer Erledigung zugeführt, acht davon hat er gewonnen. Nie war der Skiflugweltmeister von 2008 (Oberstdorf) und Vizeweltmeister von 2010 (Planica) schlechter als Achter. Das Wissen um diese Bilanz mag Schlierenzauer helfen, den schwachen Saisonbeginn ohne Top-Ten-Platz und die folgende Pause wegen seines am 13. Dezember des Vorjahres im Training erlittenen Innenbandeinrisses im rechten Knie zu überwinden.

Bis zum ersten WM-Springen in Oslo (26. Februar, Normalschanze) bleiben noch insgesamt zwölf Einzelkonkurrenzen im Weltcup, in denen Schlierenzauer eine etwaige Nominierung für Norwegen rechtfertigen muss. Die Kollegen sind ihm da weit voraus. Neben Morgenstern haben sich Kofler, Fettner und wohl auch Martin Koch selbst aufgestellt. Wolfgang Loitzl ist als Titelverteidiger auf der Normalschanze in jedem Fall dabei. Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner kann bis zu sechs Athleten nach Norwegen mitnehmen, könnte aber auch mit fünf Mann sein Auslangen finden, wenn Schlierenzauer nicht in Schuss kommt. Nervenzerfetzende interne Qualifikationen am Holmenkollen und unweigerlich folgende Diskussionen blieben ihm erspart.

Ernst Vettori, der zuständige nordische Sportdirektor des österreichischen Skiverbandes (ÖSV), will sich diesbezüglich noch nicht den Kopf zerbrechen. "Die Leute stellen sich ohnehin selber auf. Für Schlierenzauer ist jetzt nicht die WM, sondern nur das nächste Springen wichtig." In Angriff nimmt dies der Stubaier wie schon in Innsbruck und Bischofshofen mit dem alten Bindungssystem. "Damit fühlt er sich einfach sicherer", sagt Vettori.

Auch Coach Pointner will Schlierenzauer möglichst drucklos fliegen lassen. "Man kann nichts mit der Brechstange machen. Wenn er Ruhe in seine Arbeit hineinbringt, nicht getrieben wird, dann hat er natürlich die Fähigkeiten, dass er wieder ganz nach vorne springt." Wenn es bis Oslo nicht klappe, breche auch keine Welt zusammen. (lü - DER STANDARD PRINTAUSGABE 8.1. 2011)