Halt auf der Flucht im "Displaced Persons Camp" der Vereinten Nationen in Saalfelden.

Foto: Shpangenthal

Saalfelden - Der Anstoß, die jüdische Auswanderung der unmittelbaren Nachkriegszeit historisch aufzuarbeiten, kam von Filmemachern wie Theresa Hattinger oder Markus Weisheitinger-Herrmann mit ihren Dokus "2634M - Porträt eines jüdischen Exodus" und "1947 - Der jüdische Exodus über die Krimmler Tauern". Vor allem aber von Historikern, die im April 2009 in Saalfelden bei einem Symposium mit dem Titel "Givat Avoda Saalfelden. Zwischenstation nach Israel" das Thema wissenschaftlich erörterten.

Givat Avoda war der Name eines Lagers in Saalfelden (heute Wallnerkaserne) für jüdische Vertriebene, Displaced Persons (DPs) genannt, das als eine Art "Basiscamp" für die Überquerung der Krimmler Tauern diente. Ein großer Teil der jüdischen Vertriebenen wollte mithilfe der Flucht- und Rettungsorganisation Bricha nach Palästina auswandern, viele mussten jahrelang in DP-Lagern ausharren, bevor sie auswandern konnten. Eine dieser geheimen Fluchtrouten führte über Salzburg nach Saalfelden. Vom dortigen Camp flüchteten 1947 zirka 5000 Menschen über die Berge.

Heute wird die Ausstellung Tamid Kadima - Immer vorwärts. Der jüdische Exodus aus Europa 1945-48 und seine Spuren in Saalfelden, eröffnet, in der die Ergebnisse des Symposiums präsentiert werden - samt den historischen Voraussetzungen für den Exodus wie die Entstehung des Zionismus, die Situation in Palästina, die Gründung des Staates Israel und die Rolle der Bricha.

Das alles wird durch Zeitzeugeninterviews aus Israel, die auf mehreren Bildschirmen zu sehen sind, sowie Dokumente und historische Fotos von der Tauernüberquerung illustriert. Das die Schau begleitende Buch wird ebenso vorgestellt. (Gerhard Dorfi/DER STANDARD, Printausgabe, 8./9. 1. 2011)