Montgomery  - Gut 100 Jahre nach dem Tode Mark Twains erscheinen seine beiden bekanntesten Bücher in den USA jetzt in einer "politisch korrekten" Version. Die neue Auflage der Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn werde um zwei "schädliche Beiworte" bereinigt sein, teilte der Verlag NewSouth Books in Montgomery, Alabama, mit. Welche Worte das konkret seien, ging aus der offiziellen Erklärung nicht hervor.

Es hatte sich allerdings schon herumgesprochen, dass die Worte "Nigger" und "Injun", die als Schimpfwörter für Schwarze und für Indianer gelten, nicht mehr in den Büchern vorkommen. Dutzende Medien in den USA berichteten über die Neuerscheinung  - unter Verwendung der Umschreibung "N-Wort" -, teilweise sehr kritisch. 

Statt der 219 "N-Wörter" soll jetzt einfach das Wort "Sklave" im Text stehen, statt der "Injun", das man vielleicht mit "Rothaut" übersetzen könnte, "Indian". Das seien "zwei weniger verletzende Wörter",  hieß es seitens des Verlages.

Die Zensur war von Politikern und Aktivisten einer "politischen Korrektheit", die in puritanischer Tradition auf Weltverbesserung durch Sprachverbesserung hoffen,  immer wieder gefordert worden; an vielen Schulen sind Mark Twains Jugendliteratur-Klassiker schon verboten.

Scharfe Kritik kam von dem schwarzen Schriftsteller und Bürgerrechtler Ishmael Reed. Offenbar hätten die Zensoren die Bücher gar nicht verstanden, schrieb er im "Wall Street Journal". "Warum zensieren sie dann nicht die schwarzen Autoren, die das Wort verwenden? ... Zensieren wir dann auch Liedtexte? Zum Beispiel beim Musical 'Show Boat'? Und Hip-Hop, wie wir es kennen, wäre tot."

Statt auf Wörterjagd zu gehen, sollten die Zensoren die 130 Jahre alten Bücher lieber mal lesen. "Sie würden feststellen, dass der 'Nigger' Jim mehr Tiefgang und Profil hat als die Schwarzen, die man heute in Film, Theater und Literatur findet." (APA)