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Die isländische Kaupthing-Bank wurde am 9. Oktober 2008 notverstaatlicht.

Foto: Reuters/Kaupthing

Reykjavik/Stockholm - Die isländische Kaupthink-Bank vergab in ihrer letzten Sitzung vor ihrem Zusammenbruch im September vor zwei Jahren Darlehen in der Höhe von schätzungsweise 3 Mrd. Euro. Das berichtete der isländische Sender RUV am Dienstag unter Berufung auf das bisher geheime Protokoll der Vorstandssitzung am 24. September 2008. Etwas mehr als zwei Wochen später - am 9. Oktober - wurde Kaupthing notverstaatlicht.

Demnach betrug die Gesamtsumme der an verschiedene Personen und Institute ausgefertigten Kredite damals 450 Milliarden Isländische Kronen (heutiger Wert: 1,79 Mrd. Euro). Die höchsten Einzelsummen sollten demnach an den usbekisch-russischen Geschäftsmann Alisher Ushmanov und den Emir von Katar, Muhammed Al Thani fließen.

"Schein-Transaktionen"

Laut RUV handelte es sich dabei um Schein-Transaktionen, die unter anderem über die finnische Finanz- und Versicherungsinstitut Sampo abgewickelt werden sollten. Sampo gehörte damals ebenfalls zu einem größeren Teil isländischen Investoren. Das Geld sollte offenbar letztlich in den Taschen der mittlerweile via Interpol gesuchen Kaupthing-Topmanager und einigen ihrer reichsten Kunden landen, wird kolportiert. Al-Thani ist laut dem US-Magazin Forbes der siebtreichste Mensch auf der ganzen Welt, Ushmanov rangierte vergangenes Jahr auf Platz 100 der Liste der reichsten Leute der Erde.

Laut RUV war die Stimmung während der Kaupthing-Vorstandssitzung völlig entspannt. Am Tag nach dem Treffen erhielten die Aufsichtsräte dem TV-Bericht zufolge einen Freibrief für sämtliche Transaktionen im Bezug auf Kaupthing-Anteile.

Bisher gibt es gegen die in Bezug auf die höchst verdächtigen Transaktionen untergetauchen Manager Sigurdur Einarsson and Hreidar Már Sigurdsson keine formelle Anklage. Die von Kaupthing zur Darlehensvergabe bestimmte Summe überstieg die gesamten Steuereinkünfte Islands aus dem Jahr 2008 um 20 Mrd. Kronen (heute rund 80 Mio. Euro).

Ein Großteil der Informationen über die unmittelbar vor dem Crash getätigten Kaupthing-Transaktionen gelangten bereits vor über einem Jahr via die Enthüllungsseite Wikileaks, RUV sowie einzelnen weiteren Medien wie der "Financial Times Deutschland" an die Öffentlichkeit. Kaupthing versuchte damals RUV und Wikileaks mit rechtlichen Mitteln an der Verbreitung der Informationen zu hindern. (APA)