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Fingerzeig vor der mussolinseken Macht-Architektur des Börsepalastes

Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

Rom - In Mailand tobt eine Kontroverse über eine provokante Skulptur des italienischen Starkünstlers Maurizio Cattelan. Vor dem Eingang der Mailänder Börse steht schon seit Wochen ein riesiger Mittelfinger aus Marmor, der in der lombardischen Hauptstadt zum Zankapfel geworden ist. Die elf Meter hohe Plastik wurde von Cattelan mit dem Segen des Mailänder Stadtrats ausgerechnet vor dem Eingang der "Borsa Italiana" positioniert. Einsam ragt der überdimensionale Mittelfinger in den Himmel, die anderen vier Finger sind abgesägt.

Nur zehn Tage hätte der Marmorfinger vor der Mailänder Börse eigentlich stehen sollen, inzwischen müssen die Makler der Mailänder Börse seit über drei Monaten täglich die monumentale Skulptur umgehen, wenn sie zur Arbeit wollen. Und der Unmut wächst. Vergebens machte der Präsident Mailänder Börse, Raffaele Jerusalmi, Druck auf Bürgermeisterin Letizia Moratti, damit die Skulptur so rasch wie möglich entfernt werde. Der Finger sei einfach respektlos und antikapitalistisch gesinnt.

Der Gemeinderat stellte sich jedoch taub und beschloss am Dienstag, dass die "Schockskulptur" weitere neun Monate, bis zum 30. September vor der Börse bleiben soll. Die Skulptur sei eine wichtige Werbung für zahlreiche Kulturevents, die in Mailand vor der 2013 geplanten Eröffnung des Museums zeitgenössischer Kunst geplant sind, teilte die Gemeinde mit. Das Mailänder Ausschussratsmitglied Stefano Pillitteri verteidigte das Werk. "Es verleiht dem Platz vor der Börse einen metaphysischen Charakter", versichert er.

Was der Finger genau zu bedeuten hat, will sein Erschaffer selbst nicht enthüllen. "Diese Skulptur ist eine Geste der Liebe", sagte der 51-jährige Cattelan lediglich, der es immer wieder schafft, mit seinen Werken einen Eklat auszulösen. Der Starkünstler aus Padua dankte der Gemeinde Mailand für ihren Beschluss, seine Skulptur vorerst nicht zu entfernen. "Das Werk ist zwar provokant, aber ein Symbol zeitgenössischer Kunst und Ausdruck von Meinungsfreiheit", wurde Cattelan von der Mailänder Tageszeitung "Milano e Finanza" zitiert. (APA)