Querschnitt durch eine Koralle aus dem Nordwestatlantik. Die Jahresringe belegen, dass nach rund 2.000 Jahren ohne merkliche Veränderungen die Temperaturen seit 40 Jahren ansteigen.

Foto: O. Sherwood

Dübendorf/Basel - Eine aktuelle Studie hat festgestellt, dass der Golfstrom seit 1970 im Nordwestatlantik stark an Einfluss gewonnen hat. Diese Entwicklung ist einzigartig für die vergangenen 2.000 Jahre und hängt möglicherweise mit der Klimaerwärmung zusammen.

Im Nordatlantik vor der Küste der kanadischen Provinz Neuschottland treffen zwei Meeresströmungen aufeinander: Der Golfstrom bringt relativ warme, nährstoffreiche Wassermassen, die Labradorströmung kaltes, nährstoffarmes Wasser.

Nach Angaben der Universität Basel, dem Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs und der Universität Neufundland in Kanada nimmt aber diese kühle Strömung seit Beginn der 1970er-Jahren eine immer weniger wichtige Rolle ein. Diese Verschiebung des Gleichgewichts ist in ihrem Ausmaß einzigartig für die vergangenen 2.000 Jahre.

Jahresringe der Korallen verraten Veränderung

Die Forscher nutzten für ihre Untersuchungen fossile Korallen in mehreren hundert Metern Meerestiefe. Die Korallen ernähren sich von den Resten von Lebewesen, die von der Oberfläche des Meeres herabsinken. Sie bauen sie in ihr Skelett ein und bilden so Jahresringe - ähnlich wie Bäume.

Im Golfstrom und in der Labradorströmung kommen Stickstoffelemente von unterschiedlichen Masseverhältnissen vor, wie die Forscher im Fachmagazin PNAS berichteten. Weil die Tiefseekorallen diese sogenannten Stickstoffisotope mit ihrer Nahrung in ihr Skelett einbauen, konnten die Wissenschafter so die Strömungsverhältnisse rekonstruieren.

Für die meiste Zeit veränderten sich die Strömungsverhältnisse so gut wie nicht, zeigte die Auswertung der Daten. Doch seit etwa 40 Jahren nimmt der Einfluss des Labradorstroms kontinuierlich ab. Die Forscher vermuten, dass zwischen diesem Phänomen und der globalen Klimaerwärmung ein direkter Zusammenhang besteht. (red/APA/sda)