Kairo/Alexandria - Bei den Ermittlungen über die Hintermänner des Terroranschlags auf eine Kirche in Alexandria tappt die ägyptische Polizei weiter im Dunklen. Nachdem zunächst davon ausgegangen war, dass ein Selbstmordattentäter den Anschlag verübte, gibt es daran nun Zweifel. Bisher hat die Polizei noch keinen Selbstmordattentäter identifiziert. Die 18 Toten, deren Identität bis zum Dienstag festgestellt wurde, sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen alle koptische Christen. Die Gerichtsmedizin arbeitet aber noch an der Identifizierung weiterer Leichenteile.

Ein Sprengstoffexperte der Polizei hatte bereits kurz nach dem Anschlag, bei dem in der Silvesternacht nach bisherigen Erkenntnissen 21 Kirchgänger getötet worden waren, erklärt, er glaube nicht, dass die Explosion von einem Selbstmordattentäter ausgelöst worden sei. Die Bombe sei vor der Kirche in einem grünen Auto versteckt gewesen, das von mehreren Augenzeugen beschrieben worden sei.

Das Auto und ein Mann, der neben dem Wagen stand und mit einem Handy telefonierte, taucht in den Aussagen mehrerer Gottesdienstbesucher und Polizisten auf, die zum Zeitpunkt des Anschlages vor der Kirche gestanden hatten.

Protestaktionen

Die Protestaktionen von Christen gegen den Anschlag, gingen inzwischen weiter. An einigen Demonstrationszügen beteiligten sich auch Muslime. An der islamischen Al-Azhar-Universität in Kairo versammelten sich etwa 2000 Studenten. Sie riefen: "Ich bin Muslim und ich lehne dies ab" und "Wir sagen nein, zu denjenigen, die Ägypten in Brand setzen wollen".

Die Polizei verstärkte unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen rund um die größeren Kirchen des Landes. Die koptisch-orthodoxen Christen feiern am 7. Jänner das Weihnachtsfest. Vor einem Jahr hatte ein Extremist in der Weihnachtsnacht in der oberägyptischen Ortschaft Naga Hammadi nach dem Gottesdienst sechs Christen und einen muslimischen Polizisten erschossen. (APA)