Keinen Erfolg hatte Dietmar Spöcker dabei, einen angemessenen Job im Medienbereich zu finden. Der Sprung in die Selbstständigkeit war die Folge.

Foto: H. Wakolbinger

Der Oberösterreicher Dietmar Spöcker ging einen für Zeitungsleute nicht untypischen Weg: vom Journalisten zum Pressesprecher zum selbstständigen PR-Berater, erzählte er Markus Rohrhofer.

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"Kos. Griechische Insel, Urlaubsparadies meiner Familie - der Ort, an dem ich mit 43 Jahren selbstständig wurde. Nein, ich habe im heurigen Sommer keine Taverne eröffnet. Und doch passierte im fernen Griechenland - ganz ohne persönliche Krise - eine entscheidende berufliche Weichenstellung. Seit geraumer Zeit war mir klar: 'Es ist Zeit für Veränderung'. 14 Jahre im Journalismus, anschließend fünf Jahre als Pressesprecher der oberösterreichischen Grünen. Viel zu wenig Zeit für die Familie, viel zu viel Zeit als Pendler zwischen Aigen-Schlägl und Linz täglich im Zug.

Zunächst aber noch kein Gedanke in Richtung Selbstständigkeit. Das Sicherheitsdenken überwiegt, eine fixe Anstellung im Medienbereich sollte es sein. Auf die Bewerbungen folgt die Ernüchterung: Jobs teilweise mit einem Gehalt in der Höhe von 1500 Euro - brutto. Bitte, ich habe zwei schulpflichtige Kinder, ein Haus gebaut. Davon kann man nur schwer leben. Zart keimt der Gedanke 'Warum eigentlich nicht eine Firma gründen?'. Es folgt ein erstes, vorsichtiges Gespräch mit Elisabeth. Meine Frau ist HAK-Lehrerin - quasi das personifizierte Sicherheitsdenken. Da habe ich gewusst, es braucht noch viel an Überzeugungsarbeit. Oder ich verwerfe meine Pläne - Selbstständigkeit nur mit dem Sanktus meiner Familie, das war immer klar.

Kos, Sommer 2010: Zeit für intensive Gespräche mit meiner Frau, mit den Kindern. Dann der gemeinsame Entschluss, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Eine für mich völlig neue Situation: Selbstständig - ständig ich selbst sein. O.k., damit habe ich wenig Probleme. Ich mag mich, so wie ich bin. Dann die besorgten Aussagen von Freunden: Selbstständig sein heißt, selbst ständig zu arbeiten. Doch die Euphorie überwiegt, Angst ist ein schlechter Ratgeber.

Erstaunlich, wie unkompliziert alles läuft: Beratung bei der Wirtschaftskammer, Gewerbe anmelden. Ich nehme mir viel Zeit für die Vorbereitung, richte mir in meinem Haus ein Büro ein, entwickle meine Website, entwerfe ein Logo und Visitenkarten, lasse Fotos von mir machen, überlege mir einen Businessplan - und übersehe dabei Entscheidendes: Die Chance auf eine Jungunternehmerförderung wird Opfer meiner Unwissenheit. Als orientierungsloser Neuling ist es im Förderdschungel eben hart.

Es ist vollbracht: Ich bin "Spöcker Communications" - bereit, meinen reichen Erfahrungsschatz zu teilen. Presseaussendungen, Pressekonferenzen, Kundenmagazine, Medienseminare - was immer der Kunde wünscht.

Kunden beißen nicht gleich an

Doch zunächst ziert sich der Kunde. Ich beschließe, meine One-Man-Show auch der virtuellen Welt nicht vorzuenthalten - und werde bei Xing so richtig aktiv, allen voran bei der Xing-Gruppe Wels & friends, die mit knapp 6000 Mitgliedern mittlerweile die zweitgrößte Xing-Gruppe Österreichs ist. Und ich bemerke zu meiner Freude: Soziale Kontakte im Internet werden nicht nur am PC gepflegt. Regelmäßige monatliche Treffen in Wels sind das Herzstück der Gruppe.

Dies hat mir meine ersten Kunden beschert. Es fließt erstes Geld in die Firmenkasse, was vor allem auch meine Frau sichtlich beruhigt. Monatlich so zwischen 2000 und 3000 Euro netto sind das Ziel, noch bin ich aber noch nicht dort. Aber eines ist klar: Ich will auch künftig eine One-Man-Show bleiben. Partner wie Werbeagenturen, Grafiker, Web-Designer natürlich - aber keine fixen Angestellten. Es ist mein Weg, den ich jetzt allein gehe. An ein Scheitern denke ich nicht - warum auch? 'Es ist, was es ist', sagte Erich Fried. 'Ich weiß, was ich kann', sage ich." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.1.2011)