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Viele Spanier müssen heuer jeden Euro mehrmals umdrehen.

Foto: apa/dpa/Julian Stratenschulte

"Zapatero wächst!", titelte zum Jahresende die linke spanische Tageszeitung Público. Die Seite eins zierte ein Foto des spanischen Regierungschefs in entschlossener Rednerpose. Ein schnelles Ende der Talfahrt mit mehr als 20 Prozent Arbeitslosen und einem Wachstum rund um die Null Prozent ist jedoch nicht in Sicht. Fünf weitere lange Jahre wird es brauchen, damit sich Spanien erholt.

Zapatero kündigte an, dass den unzähligen Sparmaßnahmen im Jahre 2010 - Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst, Streichung des Kindergeldes, Eliminierung der Bezüge für Langzeitarbeits-lose und Lockerung des Kündigungsschutzes - weitere Einschnitte folgen werden.

Durchhalten im Dienste des Vaterlandes heißt die Parole, die Zapatero ausgibt, trotz eines Generalstreikes im September und weitere angekündigte Proteste zum Jahresbeginn. Während die Umfragewerte sinken, zeigt sich die sozialistische Regierung stolz auf das Geleistete. Schließlich hat sogar die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Zapatero den Willen zur Sanierung des überschuldeten Landes bestätigt. Das scheint mehr zu wiegen, als ein Rückstand der regierenden Sozialisten mittlerweile von über zehn Punkte hinter der konservativen Opposition des Partido Popular.

Die nächste Reform wird bereits Ende Jänner verabschiedet werden. Die Schere wird beim Rentensystem angesetzt. Der Berechnungszeitraum, der sich bisher auf Beitragszahlungen die letzten 15 Jahre erstreckte, soll auf 20 bis 25 Jahre angehoben werden. Und nur wer mehr als 37 Jahre einbezahlt hat, darf weiterhin mit 65 in den Ruhestand gehen. Für den Rest wird künftig ein Rentenalter von 67 gelten. Zapatero will die Reform vor dem Staatsbesuch des Jahres unter Dach und Fach haben, wenn am 3. Februar Merkel Madrid besucht.

Kein Weihnachtshandel

Längst ist die Krise im Geldbeutel der Spanier angekommen. Zwar liegen noch keine endgültigen Statistiken über die Weihnachtskampagne im Einzelhandel vor - denn Bescherung ist in Spanien erst am Dreikönigstag - doch vermelden einzelne Regionalverbände Umsatzeinbußen zwischen zehn und 25 Prozent.

4,5 Millionen Spanier sind ohne Arbeit. Bei einer Million Familien hat kein einziges Mitglied Arbeit. 800.000 Arbeitslose erhalten ab Februar überhaupt keine Stütze mehr. Am stärksten betroffen sind Arbeiter aus dem Bau- und Gaststättengewerbe. Denn Spaniens Krise ist eine doppelte. Zur internationalen Situation kommt die geplatzte Spekulationsblase im Immobiliensektor hinzu. Das Jahrzehnt vor der Krise wuchs Spanien dank völlig überhöhter Wohnungspreise. Die Folgen bekommen auch Banken und Sparkassen zu spüren.  (Reiner Wandler aus Madrid/DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2011)