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Falls Ihnen dieses Bild bekannt vorkommt: Von wickelnden Männern gibt es kaum Fotos im Archiv, weil es immer noch meistens die Mütter sind, die die Kinder trocken legen. Das könnte sich bald ändern, zumindest für einen Monat lang.

Foto: APA/AP/Jens Meyer

2011 fängt ja gut an. ÖVP-Frauenchefin Schittenhelm hat noch keinen Rückzieher bei den vorgeschlagenen "Emanzipationskursen" für Männer gemacht, die Grünen pochen bei fortdauerndem Stillstand der Frauenlöhne und -quoten immer noch auf Sanktionen für die Wirtschaft und Frauenministerin Heinisch-Hosek will aus Arbeitnehmern Wickelprofis machen. Möglicherweise auch verpflichtend, einen Monat lang. Wie sie Nina Weißensteiner im heutigen STANDARD-Interview sagte: "Die Vorstellung gefällt mir." Nicht unbedingt nur die vom wickelnden Papa, generell die von Männern als karenzierte Väter.

Das hat sie mit der ehemaligen ÖVP-Frauenministerin Rauch-Kallat gemeinsam. Die schlug die Pflichtkarenz für Väter nach dem skandinavischen Modell schon 2005 vor. Geworden ist daraus bislang nichts. Immerhin hat Heinisch-Hosek als BeamtInnenministerin zumindest den Staatsdienern seit 1. Januar die Möglichkeit verschafft, einen Monat lang daheim beim Baby zu bleiben - so sie wollen. Von Pflicht - keine Rede.

Wenn aber selbst der Staat sich in diesem Punkt nicht in die Pflicht nimmt, wie soll dann die Wirtschaft davon zu überzeugen sein? Da wäre erst einmal eine Kampagne: Über "Echte Männer gehen in Karenz" versucht die SPÖ-Ministerin die Adressierten sowie Wirtschaftsbosse (und ihre wenigen weiblichen Pendants) von den Vorteilen einer von beiden Elternteilen gestalteten Baby-Zeit zu überzeugen. Die Wirtschaft wird schon nicht zusammenbrechen, und alle, Eltern, Kind/er, Gesellschaft, haben was davon, so der Tenor. Wo sie Recht hat! Eine Informationsoffensive dazu ist Ende 2010 gestartet. Aber von Pflicht - auch hier bislang keine Spur.

So wie Heinisch-Hosek am Sinn von "Emanzipationskursen" zweifelt, ist Zweifel auch an der Effektivität von Kampagnenpolitik berechtigt. Oder die Kritik am Bundes-Anstoßfinanzierungsstopp für den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen. Oder deutlich zu sagen, dass ein neues Gleichbehandlungsgesetz, das die Wirtschaft bei Pudels Kern Einkommenstransparenz außen vor lässt und den Arbeitnehmerinnen ins Geldbörsel greift, sollten sie zu laut über eventuelle Ungerechtigkeiten am Lohnzettel reden, arg schwächelt.

Aber, weil's so frisch im neuen Jahr ist: So ein wichtiges frauenpolitisches Thema wie geteilte Karenz gleich einmal auf's Tapet zu bringen, lässt darauf hoffen, dass sich 2011 endlich etwas tut bei der geschlechtergerechten Umverteilung. Prosit. (bto/dieStandard.at, 4.1.2011)