Wien - Für neue Modelle bei der Aufnahme an eine allgemeinbildende höhere Schule (AHS) spricht sich der Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin, aus. Zwar wären punktuelle Aufnahmeprüfungen "problematisch", weil jeder einmal einen schlechten Tag erwischen könne. Wenn man wie er aber ein differenziertes Schulsystem haben wolle, "muss man in gewisser Weise dafür Sorge tragen, dass die Kinder in der Schule sitzen, wo sie am besten hinpassen", so Quin.

Jetzige Lösung für Quin unbefriedigend

"Prinzipiell halte ich es für äußerst sinnvoll, wenn man bei den Kindern an den verschiedenen Nahtstellen jeweils eine entsprechende Feststellung der Interessen, Neigungen und Fähigkeiten macht, um ihnen jeweils die zu diesem Zeitpunkt optimale Förderung angedeihen zu lassen", so Quin. Das gelte für den Übertritt von der Volksschule in die AHS bzw. Hauptschule, aber auch etwa beim Wechsel von der achten in die neunte Schulstufe. Die derzeitige Regelung, wonach alle Kinder, die in der vierten Klasse Volksschule in Deutsch/Lesen und Mathematik ein "Sehr gut" oder "Gut" haben bzw. mit "Befriedigend" einen Beschluss der Schulkonferenz der Volksschule in der Tasche haben, eine AHS besuchen dürfen, hält Quin für unbefriedigend. Das führe dazu, dass in manchen Regionen bis zu 90 Prozent aller Volksschulabgänger lauter Einser im Zeugnis haben.

Mehrere Faktoren berücksichtigen

Der Gewerkschafter kann sich Modelle wie in anderen Staaten vorstellen, wo mehrere Faktoren für die Schullaufbahn berücksichtigt werden. In den Niederlanden gebe es etwa neben dem Elternwunsch externe Tests sowie die Beurteilung der Lehrer, die eine Empfehlung über die künftige Schule aussprechen. Wenn sich zwei dieser drei Einschätzungen decken, könne man schon eine viel gesichertere Aussage treffen.

"Selektion nichts Verwerfliches"

"Ich sage jetzt nicht, dass das der Stein der Weisen ist und ich weiß, wie man die Schüler in die für sie optimale Schule bringt", so Quin. Es gehe aber darum, eine möglichst breit getragene Entscheidung auf Basis mehrerer Kriterien zu bekommen. Andererseits sei aber auch eine gewisse Selektion nichts Verwerfliches: "Es ist völlig üblich, dass man für eine Sport-Hauptschule oder ein Musikgymnasium eine Aufnahmeprüfung machen muss. In manchen Kreisen ist es aber offenbar verpönt, wenn man sagt, dass man auch eine gewisse intellektuelle Leistungsfähigkeit mitbringen muss, wenn man in eine Schule gehen will, die auf ein späteres Studium abzielt." Auch im Hochschulbereich setze sich dieser Gedanke mehr und mehr durch. (APA)