Wien - Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) will "Doppelstrukturen" in der heimischen Tourismus-Werbung verhindern und winkt der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die ihren Vertrag mit der Österreich Werbung (ÖW) per Ende 2011 gekündigt hat, mit dem Zaunpfahl. Denn der Wirtschaftsminister will auf jeden Fall über eine Fortsetzung der Förderungen für die ÖW durch die Kammer verhandeln und dabei auch die Subvention des Ministeriums für die Exportinitiative "go international" der WKÖ "in die Verhandlungen einbeziehen", sagte seine Sprecherin am Sonntag.

Die WKÖ hat knapp vor Jahreswechsel ihren Vertrag mit der ÖW gekündigt. Er sieht eine Förderung von 8 Mio. Euro für die Tourismus-Werber vor, davon gut 6 Mio. Euro in Bar, der Rest in Form von "Sachleistungen", das sind vor allem Mieten, die die ÖW in den Außenhandelsstellen entrichten muss und Arbeit, die von den Außenhandelsdelegationen der Kammer für die ÖW geleistet wird. Die ÖW erhält abgesehen davon vom Wirtschaftsministerium 24 Mio. Euro an Subvention und erwirtschaftet sich durch den Verkauf von Dienstleistungen, insbesondere an die Länder, weitere 20 Mio. Euro, sodass ihr Gesamtbudget gut 50 Mio. Euro beträgt.

Inhaltlich hat die WKÖ kritisiert, dass die ÖW zu wenig Werbung in Österreich und in "Zukunftsmärkten" wie Indien, China oder Brasilien mache. Dem Vernehmen nach will die WKÖ aber auch künftig weniger Geld zuschießen und mehr Sachleistungen erbringen - also in den Außenhandelsstellen selber mehr Werbung für Österreichs Fremdenverkehr machen. Entsprechende Verhandlungen laufen schon einige Monate. Auch sollen die Länder, die mit Anfang 2001 aus der Österreich Werbung ausgestiegen sind, wieder ins Boot geholt werden. Das Wirtschaftsministerium wiederum fürchtet eine Zersplitterung des internationalen Auftritts des heimischen Fremdenverkehrs - und einen Verlust an Flexibilität für die ÖW.

Die ÖW hat ihre Aktivitäten auf 24 Kernmärkte - darunter Österreich - konzentriert, aus denen 96 Prozent der Touristen stammen. Sollten die acht Mio. Euro der Wirtschaftskammer ausbleiben, könnten schon diese Kernmärkte nicht mehr so gut bearbeitet werden, von einer Ausweitung auf Zukunftsmärkte ganz zu schweigen, so die Argumentation des Ministeriums. Das aktuelle Exportförderprogramm "go International" läuft Ende März aus und muss erst neu verhandelt werden. Sollten die Mittel der Wirtschaftskammer für die ÖW ausbleiben, behält sich das Ministerium vor, ihren Beitrag zur Exportinitiative im gleichen Ausmaß zu kürzen.

Vorerst reichen sich aber beide Seiten die Hand zu weiteren Verhandlungen - für die noch bis zu einem Jahr Zeit ist, wird der Ausstieg der WKÖ doch erst Anfang 2012 wirksam. Allerdings hat die Wirtschaftskammer für die laufende Periode angeblich nur die Barleistungen fix zugesagt, über die Sachleistungen werde noch verhandelt, hieß es am Sonnta. (APA)