Tabriz - Die zum Tod durch Steinigung verurteilte Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani will zwei im Iran inhaftierte deutsche Reporter der "Bild am Sonntag" verklagen. Sie habe ihrem Sohn gesagt, sie wolle "diejenigen verklagen, die Schande über mich und das Land gebracht haben", sagte Ashtiani am Samstag vor ausländischen JournalistInnen in der nordwestiranischen Stadt Tabriz.

Dabei handele es sich um "die beiden Deutschen", ihren ehemaligen Anwalt Mohammad Mostafaie, den Mörder ihres Ehemannes, Issa Taheri, sowie die in Deutschland lebende Sprecherin des Komitees gegen die Steinigung, Mina Ahadi.

Die beiden Journalisten waren am 10. Oktober in Tabriz festgenommen worden, als sie ein Interview mit dem Sohn von Ashtiani, Sajjad Ghaderzadeh, führen wollten. Ashtiani war wegen "Ehebruchs" zum Tod durch Steinigung verurteilt worden, was international Proteste ausgelöst hatte. Den Reportern wird vorgeworfen, ohne das nötige JournalistInnen-Visum gearbeitet zu haben. Erst am Montag hatten sich die beiden Reporter mit Angehörigen in Tabriz treffen können.

Sohn bittet um Gnade

Der Sohn der zum Tode verurteilten Iranerin hatte zuvor um Gnade für seine Mutter gebeten. "Meiner Meinung nach ist meine Mutter auch schuldig. Da wir bereits unseren Vater verloren haben, wollen wir nicht auch noch unsere Mutter verlieren. Deshalb bitten wir um eine Umwandlung der Strafe", sagte Ghaderzadeh bei einer Pressekonferenz in Tabriz am Samstag. Er bitte die iranischen Richter darum, das Leben seiner Mutter zu verschonen.

Ashtiani soll früheren Angaben des Gerichts zufolge eine Beziehung mit dem Cousin ihres Mannes gehabt haben. Der Cousin soll den Ehemann später umgebracht haben. Nach Justizangaben soll die Frau an dem Mord beteiligt gewesen sein. Ursprünglich sollte sie gesteinigt werden. Nach scharfem internationalem Protest hatte der Iran den Vollzug der Strafe Anfang September aber ausgesetzt. Im Iran wird seit 1979 die Scharia, das islamische Recht, angewendet. Es sieht unter anderem für Ehebruch, Mord und Raub die Todesstrafe vor.

Ghaderzadeh selber wurde mittlerweile gegen eine Kaution von 40.000 Dollar (29.900 Euro) aus der Haft entlassen. (APA/Reuters)