Nostalgie hat in besonderen Glücksfällen den Mehrwert, über die Sehnsucht nach Vergangenem Hinweise für das Hier und Jetzt mitzunehmen. Im Fall von Popmusik könnte sich eine Diskussion über die Beatles zentral mit Jugendkultur damals und heute auseinandersetzen. "Wie war das, als Sie die Beatles getroffen haben?", wäre eine gelungene Einstiegsfrage an den Gast Tony Sheridan, der Anfang der 1960er-Jahre mit seiner Gruppe, den Jets, mit der damals noch blutjungen Liverpooler Band auftrat und als deren Förderer gilt. Mehrwert wäre gegeben, wenn sich daraus rasche Bezüge zur Gegenwart ergeben.

Über kollektive Erinnerungen kam der "Club 2" zum Thema "Die revolutionäre Macht der Popmusik" jedoch die meiste Zeit nicht hinaus. So schwelgte Rudi Dolezal: "Das waren junge Buben in Wahrheit. Die wollten einfach spielen." Martin Blumenau erinnerte sich, dass "selbst zu mir als Volksschülerchen" vordrang, wie bedeutsam die Beatles für die damalige Generation waren. Die Gäste erinnerten sich an Klagen der Eltern über lange Haare und "Negermusik", kurz, man fühlte sich im Blick auf die Vergangenheit wieder wohlig "revolutionär" und fortschrittlich.

Schließlich war früher alles besser. "Welten" liegen zwischen der Boyband von heute und den Beatles damals, klärte Dolezal auf. Selbst Diskussionsleiterin Eva Rossmann griff ein: "Vieles ist nicht mehr authentisch, sondern wirkt aufgesetzt. Es ist nicht mehr so: Wir machen Musik. Wir zeigen's der Welt." Ihre Schlussfolgerung: Vielleicht brauche es eine neue Musikrevolution, gar eine gesellschaftliche Revolution! Ja, vielleicht. Nach diesem Club scheint die Zeit dafür noch lange nicht reif. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2010)