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Foto: STandard/Archiv

Der italienische Internet-Provider Tiscali hat am Dienstag den zuvor in Medien mehrfach kolportierten Kauf des österreichischen Internet-Pioniers EUnet bestätigt. Wie Tiscali am Dienstag bekannt gab, sollen für EUnet(vormals KPNQwest) 15,9 Mio. Euro mit Tiscali-Aktien aus einer Neuemission gezahlt werden.

Geschäftskundenmarke

Ähnliches Produktportfolio

Beide Unternehmen haben laut Tiscali Österreich-Geschäftsführer Dieter Haacker ein ähnliches Produktportfolio, das nun weiter ausgebaut werden soll. Außerdem habe man mit EUnet - im Gegensatz zu den anderen Unternehmen - eine bereits konsolidierte und restrukturierte Firma übernommen, die im vergangenem Jahr ein EBITDA von 3,3 Mio. Euro und einen positiven Jahresüberschuss erzielte. Künftig sei man damit die Nummer eins im Geschäftskundenmarkt, und auch im Endverbrauchersegment will Haacker deutlich zulegen.

"Traumhochzeit"

Für die ehemaligen EUnet-Eigentümer - die Investmentfirma Global Equity Partners und die Volksbank Investment AG - sei das Engagement ein gutes Geschäft gewesen, so Haacker, der im Zusammenhang mit den Kaufverhandlungen gar von einer "Traumhochzeit" spricht.

Eins, zwei, drei

Die Übernahme der EUnet soll demnach in drei Schritten ablaufen: Zuerst bedarf es der Zustimmung der Kartellbehörde, die in vier bis acht Wochen erfolgen könnte. Danach zieht Haacker in den EUnet-Vorstand ein und bereitet die Fusion der beiden Unternehmen vor, die dann im Winter des heurigen Jahres erfolgen soll.

Synergien nützen

Haacker möchte vor allem Synergien im Einkauf nützen, an einen Personalabbau sei dabei nicht gedacht, da EUnet bereits eine erfolgreiche Restrukturierung hinter sich habe. Vielmehr soll ein Schritt hin zur operativen Expansion gesetzt werden. Haacker: "Im mittelständischen Bereich wollen wir die Marktführerschaft zurück erobern, aber den größten Wachstumsbereich sehen wir im Endverbraucher-Markt."

"Internet aus der Steckdose"

Dieser soll über unterschiedlichste Zugangstechniken angebunden werden, wobei Haacker ausdrücklich auf ein Pilotprojekt in Linz für "Internet aus der Steckdose" verweist. Einen steigenden Umsatz erwartet er sich auch durch den Start von UMTS, insbesondere was die Bereiche Web-Inhalte und Mailboxen-Verwaltung betreffe.

Kritisch äußert sich Haacker über die regulativen Bestimmungen für den heimischen ADSL- und Kabelmarkt, wo es ein de-facto-Monopol der Telekom Austria bzw. von Telekabel in Wien gäbe. Er fordert eine Öffnung des Kabelmarktes wie dies in den Niederlanden kürzlich geschehen sei.

"Als ich vor zwei Jahren die Telekom Austria verließ, dachte ich nicht, dass die Marktbereinigung so lange dauern wird."

Für den heimischen Internet Service Provider (ISP)-Markt erwartet sich der Tiscali-Chef weiterhin eine Konsolidierung, die noch ein bis zwei Jahre anhalten werde. "Als ich vor zwei Jahren die Telekom Austria verließ, dachte ich nicht, dass die Marktbereinigung so lange dauern wird. Dafür gibt es wohl wenige Beispiele in der Firmengeschichte", so Hacker. Tiscali werde jedenfalls weiterhin Ausschau nach interessanten Unternehmen halten, versichert Haacker.

Tiscali

In Europa zählt Tiscali mit 7,3 Mio. Privat- und Geschäftskunden zu den größten Providern. 2002 hatte Tiscali zwar rote Zahlen geschrieben, der Nettoverlust verringerte sich aber von 1,66 Mrd. Euro auf 593 Mio. Euro. Für das zweite Halbjahr 2003 erwartet Tiscali erstmals einen positiven Cash-Flow, der Umsatz soll heuer um 20 Prozent auf knapp 900 Mio. Euro steigen. Für 2005 ist erstmals ein Nettogewinn geplant.(APA)