Die neuen Österreicher sichtbar und hörbar machen" sei das Ziel von EthnOpinion, sagt Jürgen H. Gangoly, Partner der Agentur "The Skills Group", bei der Präsentation am Freitag. EthnOpinion sei das "erste Markt- und Meinungsforschungsinstitut für Migranten-Umfragen". Auch die Meinungsforschung habe den "neuen Österreichern" lange zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, "'die Migranten' und damit ca. 17 Prozent der Bevölkerung wurden entweder nicht beachtet oder vielfach als homogene Gruppe, die sie aber nicht sind, ausgewertet und behandelt." Das neue Markt- und Meinungsforschungsinstitut will hier Abhilfe schaffen und bietet  Studien, Umfragen, Fokusgruppen und interkulturelle PR- und Kommunikationsberatung für Unternehmen und Institutionen an.

Dafür wurde ein österreichisches Migranten-Umfrage-Panel aufgebaut, es umfasst bisher rund 3000 Personen aus den großen ethnischen Communities. "Wir wollen mithelfen, die öffentliche Diskussion über Migration und Integration in Österreich zu versachlichen und Wirtschaft und Politik Einblick in die Welt der 'neuen Österreicher' ermöglichen", so die Initiatoren. Gegründet wurde das neue Institut EthnOpinion.at gemeinsam vom Online-Marktforschungsinstitut "meinungsraum.at", "biber" und "The Skills Group".

Migranten mehr an Politik interessiert als Österreicher

Am Freitag wurde auch die erste von EthnOpinion.at durchgeführte Ethnomix-Umfrage präsentiert. Ein Ergebnis daraus: Migranten sind interessierter an heimischer Politik als Österreicher.  Etwa nur 34 Prozent der Österreicher geben an, dass sie sich für die österreichische Innenpolitik "sehr" interessieren. Im Schnitt des Ethnomix-Panels liegt dieser Wert bei Migranten bei 37 Prozent. Es gebe jedoch große Unterschiede innerhalb der Gruppe der "neuen Österreicher", Türken liegen hier zum Beispiel bei 29 Prozent, Polen bei 30, Bosniern bei 40. Rumänen zeigen mit 51 Prozent das stärkste Politikinteresse.

Die Studie zeigt aber auch, dass das Interesse an der heimischen Politik in der zweiten Generation nicht gleich bleibt, sondern deutlich sinkt. Interessieren sich in der ersten Migranten-Generation 49 Prozent "sehr" für die österreichische Politik - damit deutlich mehr als die bereits im Land geborenen Österreicher - sind es bei der ebenfalls hier geborenen zweiten Generation nur noch 27 Prozent.

"Bei diesen Zahlen müssten bei den politischen Verantwortlichen aller Parteien die Alarmglocken läuten. Man sieht, wie wenig attraktiv sich die österreichische Politik in ihrer Gesamtheit präsentiert. Je länger man hier lebt, desto weniger interessiert man sich für die Politik - eigentlich sollte es aber umgekehrt sein", so Jürgen H. Gangoly.

Wer erschwert die Integration?

Zum Thema Integration sind 44 Prozent der Österreicher und 47 Prozent der Migranten der Meinung, die heimische Bevölkerung erschwere die Integration. Die Migranten suchten die Schuld aber auch bei sich, betonte Marina Delcheva von der Zeitung "biber". Der Aussage, dass Migranten selbst die Integration erschweren, stimmten immerhin 81 Prozent der "alten" und 73 Prozent der "neuen Österreicher" sehr oder etwas zu. Weniger Schuld wird Politik und Gesetzgebung zugewiesen: Hier liegen die Werte bei 34 Prozent (Österreicher) und 45 Prozent (Migranten).

Ein Viertel der "alten Österreicher" meint übrigens, dass sich das Zusammenleben zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren verbessert hat, 44 Prozent, dass es sich verschlechtert hat. Bei den "neuen Österreichern" sehen 35 Prozent einen Verbesserung und 30 Prozent eine Verschlechterung.

Orange und T-Mobile beliebteste Mobiltelefonie-Anbieter bei Migranten

Umfrageergebnisse im Bereich "Internet und Telekommunikation" ergeben, dass sich die Produkt- und Anbieter-Präferenzen der neuen Österreicher von der Markt- und Kundenverteilung des Gesamtmarktes massiv unterscheiden können. So liegt etwa der klare Marktführer bei Mobiltelefonie in Österreich, A1 Mobilkom, bei der Beliebtheit bei den neuen Österreichern bundesweit mit 18 Prozent nur an dritter Stelle. A1 wurde von Orange (26 Prozent) und T-Mobile (25 Prozent) klar überholt.  Wie die Ethnomix-Studie außerdem ergab, gibt es bei der Ausstattung der Haushalte mit Unterhaltungselektronik kaum Unterschiede zwischen "alten" und "neuen" Österreichern, trotz teilweise signifikanter Unterschiede im Haushaltseinkommen. Die Studie im Detail und zum Download finden Sie unter: ethnopinion.net. (red/APA)