"A Letter To The Stars" hieß die Aktion, bei der rund 15.000 Schüler die Lebensgeschichten von 80.000 österreichischen Holocaust-Opfern erforschten.

Am Wiener Heldenplatz wurden dann 80.000 weiße Luftballons mit daran fixierten Schüler-Briefen symbolhaft an die 80.000 österreichischen Opfer des Nazi-Regimes in den Himmel geschickt.

Die Farbe weiß steht im Judentum dafür, die Geschichte dem Vergessen zu entreißen.

Der befürchtete "Volksfestcharakter" blieb aus.

Es ging um Einzelschicksale. Die Schüler recherchierten Lebensgeschichten der Opfer, Namen wurden sichtbar gemacht.

Dafür sorgten die teils bedrückenden Beiträge von Überlebenden des Holocaust.

Jede und jeder war ein mögliches Opfer des NS-Regimes.

Basis des Projekts ist die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) in jahrelanger Arbeit recherchierte CD-Rom zur namentlichen Erfassung der österreichischen Holocaustopfer. Diese Sammlung enthält derzeit an die 65.000 Namen und - sofern rekonstruierbar - die Geburts-, Sterbe- und Deportationsdaten der Personen hinter diesen Namen.

Große Plakatwände mit den Gesichtern und Namen der Opfer des NS-Regimes.

Noch mehr Namen, noch mehr Gesichter, für jedes Opfer einen Brief.

Auszüge aus Texten österreichischer Autoren , die vor den Nazis flüchten und dann im Exil leben mussten, wurden gelesen.

Jeder Brief enthält die Bitte an den Finder, diesen zu lesen und ihn dann an das Dokumentationsarchiv zurückzusenden.

Leon Zelman, Leiter des "Jewish Welcome Service", würdigte das Engagement der Schüler für eine tolerantere Welt und sprach sich gegen jede Form des Vergessens aus.

Die Briefe enthalten viele persönliche Gedanken und Fragen der Jugendlichen.

"Bei uns ist der Krieg immer noch Thema" schreibt ein Schüler in seinem Brief.

Auszug aus einem Schülerbrief: Als "Unschuldige" von heute sorgen wir dafür, dass Euer Leid nicht vergessen wird.

Die Briefe werden an den Luftballons befestigt.

"... dass Du diese Leiden ertragen musstest ... Du wurdest ja nach Theresienstadt deportiert ... wie mag es Dir ergangen sein?"

Bei heftigem Wind wurden die letzten Vorbereitungen für das Aufsteigen der Ballons getroffen.

Aus der Ansprache von Bundespräsident Thomas Klestil: "Der heutige Tag steht im Zeichen des Gedenkens. Am 5. Mai 1945, vor 58 Jahren, wurde das Konzentrationslager Mauthausen befreit, ein Ort, der in alle Ewigkeit für uns Österreicher - und für die Welt - als ein Symbol für den Terror des Nationalsozialismus in Erinnerung bleiben wird."

"In Mauthausen starben tausende Menschen aus fast allen europäischen Ländern, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft, unterschiedlichen Glaubens und politischer Überzeugung."

"Mögen Eure Bemühungen dazu beitragen, dass die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit sich nie mehr wiederholen." Dann gab Klestil den Startschuss, die Luftballons fliegen zu lassen.

Die ersten Ballons auf der Bühne steigen auf...

Tausende folgen...

Das von den Journalisten Alfred Worm, Josef Neumayr und Andreas Kuba initiierte Projekt "A Letter To The Stars" stieß aber auch auf heftige Kritik.

... siehe dazu: www.juedische.at
Auch im UserInnen-Forum des Ausgangsartikels wurde das Für und Wider der Aktion diskutiert.

80.000 Österreicher fielen den Verfolgungen der Nazis gegen Juden, Zigeuner, Homosexuelle, Regimegegner, Behinderte und andere Bevölkerungsgruppen zum Opfer. Die größte Opfergruppe waren 65.000 Juden und Jüdinnen. Die von den Schülern recherchierten Lebensgeschichten sind über die Website www.lettertothestars.at abrufbar.

(Fotos: Helga Hiebl, Text: Helga Hiebl/APA)