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Das radioaktive Polonium in einer Chloridlösung

Foto: APA/dpa/Mächler

London - Der Giftmord an dem russischen Ex-Geheimdienstler Alexander Litwinenko kann aus Sicht von US-Diplomaten nur mit Wissen des damaligen Kremlchefs Wladimir Putin 2006 organisiert worden sein. So geht es jedenfalls aus von der Internetplattform Wikileaks veröffentlichten Dokumenten hervor, wie die britische Zeitung "Guardian" am Donnerstag berichtete. Demnach erklärte ein ranghoher US-Diplomat kurz nach der Vergiftung Litwinenkos mit der radioaktiven Substanz Polonium 210, Putin habe von den Plänen wissen müssen. Wer Putins "Detailverliebtheit" kenne, dem sei klar, dass ein solcher Vorgang in London niemals an ihm habe vorbeilaufen können.

Der Mordfall Litwinenko ist bis heute nicht geklärt und belastet die Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien noch immer. Der Ex-Agent lebte damals in London. Im November 2006 traf er sich mit dem früheren Geheimdienstler Andrej Lugowoi und dem Geschäftsmann Dmitri Kowtun in einem Londoner Hotel. Dort soll ihm das Strahlengift Polonium 210 im Tee verabreicht worden sein. Er starb wenig später. Auf dem Totenbett hatte er gesagt, der frühere Geheimdienstchef Putin habe ihn vergiftet. Russland wies stets zurück, in das Verbrechen verwickelt gewesen zu sein.

Ermittlungen blockiert

Der "Guardian" zitierte auch aus einigen Dokumenten des US-Konsulates in Hamburg, denen zufolge Russland die Ermittlungen nach dem Mord blockiert haben soll. Kowtun hatte vor seinem Treffen mit Litwinenko einen Zwischenstopp in Hamburg eingelegt, wo ebenfalls Spuren von Polonium 210 gefunden worden waren. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen gegen den Geschäftsmann im November 2009 aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Die britischen Ermittler hatten immer wieder von Russland die Auslieferung des mutmaßlichen Täters Lugowoi gefordert, was Moskau aber stets ablehnte. Wegen des Streits hatte erst London russische Diplomaten ausgewiesen, dann zog auch Moskau mit dem gleichen Schritt nach. Russland hatte erst zum Jahrestag des Mordes unlängst Vorwürfe zurückgewiesen, das Todesgift stamme aus eigener Produktion. (APA/dpa)