Ein typischer Fall von: Nicht von sich selbst auf andere schließen. Nachdem Astronomen das Licht hellerer Sterne herausgefiltert hatten, stellten sie fest, dass Rote Zwerge in anderen Galaxientypen weit verbreiteter sind als in unserer Milchstraße.

Illustration: Yale University

London - Im Universum dürfte es einer neuen Entdeckung zufolge dreimal so viele Sterne wie zuvor angenommen geben: Es sei nämlich die Zahl der schwach leuchtenden Roten Zwerge wesentlich höher als gedacht, berichteten US-Astronomen um Pieter van Dokkum von der Yale-Universität im britischen Fachjournal "Nature". Und zwar um soviel höher, dass sich dies drastisch auf die Gesamtzahl aller Sterne auswirke.

Das Team um Dokkum fahndete am Keck-Observatorium auf Hawaii nach Roten Zwergen, wo bislang keine gesichtet worden waren. Diese Zwergsterne haben nur 10 bis 20 Prozent der Masse unserer Sonne und leuchten so schwach, dass sie sich bisher nur in unserer Milchstraße und in ihren nächsten Nachbarn nachweisen ließen. Mit den empfindlichen Instrumenten des Keck-Observatoriums entdeckten die Forscher Rote Zwerge nun erstmals auch in acht weit entfernten, besonders sternenreichen Galaxien in 50 bis 300 Millionen Lichtjahren Distanz.

Diese Galaxien gehören zur Klasse der elliptischen Galaxien - und offenbar sind in ihnen Roten Zwerge rund 20 Mal häufiger als in unserer Milchstraße, die zu den Spiralgalaxien zählt, vertreten. "Wir nehmen für gewöhnlich an, dass andere Galaxien unserer ähneln. Dies zeigt jedoch, dass auch andere Zustände möglich sind", sagte Dokkums Kollege Charlie Conroy vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik.

Mehr potenzielle Lebensräume

Doch nicht nur die Zahl der Sterne im Universum erhöht sich durch diese Entdeckung, sondern damit vermutlich auch die der Planeten. "Es gibt möglicherweise Billionen Erden, die diese Sterne umkreisen", sagte van Dokkum. Die entdeckten Roten Zwerge seien meist über zehn Milliarden Jahre alt, so dass mögliches komplexes Leben genug Zeit gehabt habe, sich zu entwickeln.

Tatsächlich hatten andere Astronomen beim Roten Zwerg Gliese 581 in unserer eigenen Galaxie kürzlich einen erdähnlichen Planeten entdeckt, der potenziell Leben beherbergen könnte. Ob dort tatsächlich irgendetwas lebt, kann vorerst leider nicht nachgewiesen werden. (APA/red)