Geta Gratescu hat mit ihren "Magneti" (1974) die natürliche Anziehungskraft genützt, und dieselben Teile zu einer Skulptur arrangiert.

Foto: Galerie Mezzanin

Wien - 1926 im rumänischen Ploiesti geboren, hat Geta Bratescu sowohl das intellektuelle Umfeld der Nachkriegszeit als auch die totalitären Repressionen unter Nicolae Ceausescu erlebt. Obwohl Ersteres für ihr Werk maßgeblich war, hat sie dieses doch erst in jenen Jahren entwickelt, in denen der Diktator bestimmte, was Kunst und wer Künstler ist.

Wie viele andere regimekritische Künstlerinnen und Künstler hat Geta Bratescu folglich ihr eigenes Atelier als Raum ideeller Freiheit betrachtet, das deswegen auch immer wieder Gegenstand ihrer Arbeiten war: Von Künstlerkollege Ion Grigorescu gefilmt, entstand 1978 der 17-minütige Film The Studio, in dem sie das Atelier mit ihrem Körper vermisst und mit den dort versammelten Kunstobjekten und Alltagsgegenständen interagiert.

Performativen Charakter haben aber auch ihre bekannteren Fotoserien The Smile (1978) und Towards White (1976), wobei Letztere ebenfalls in ihrem Atelier spielt: Die Serie besteht aus neun Fotografien, auf denen Geta Bratescu sich selbst und den Raum mit weißen Tüchern "verkleidet" und das Setting sukzessive in eine abstrakte Fläche verwandelt.

Der Künstlerin ging es in den 1970ern auch um Fragen der Entmaterialisierung von Objekten und Körpern im Raum als auch um Fragen der (weiblichen) Identität: In der um einiges jüngeren Fotoserie Alteritate (2002) widmete sie sich mit unterschiedlichen, teilweise clownhaften Gesten dem "Anderssein", und in einem Werkblock der 80er greift sie mit Näharbeiten auf ein klassisch weibliches Handwerk zurück. Zudem erzählen die sehenswerten abstrakten Kompositionen - die die Künstlerin als Medeic Callisthetic Moves I-V bezeichnet - auch von ihren Jobs als Grafikerin.

Auf einem feinen Gespür für grafische Kompositionen beruhen aber nicht nur die "Zeichnungen" auf den Näharbeiten - auch die unterschiedlich großen Magnete, auf denen ein anderer Werkblock basiert, haben sich trotz ihrer natürlichen Anziehungskraft wohl nicht ganz von allein zu Skulpturen zusammengefügt. (Christa Benzer, DER STANDARD - Printausgabe, 2. Dezember 2010)