Paul Tesarek mit Michael Häupl und Maria Vassilakou.

Foto: tvthek.orf.at

Jedem Koalitionsanfang wohnt wohl ein Zauber inne. Auch Wien heute etwa dürfte das Glücksgefühl durchströmen, nicht mehr beim Inhaber einer Absoluten vorsprechen zu müssen. Für die Befragung Häupl/Vassilakou hat man "ein Setting gewählt, das ein bisschen ans Standesamt erinnert", so Paul Tesarek, den man bisher nicht als ORF-Scherzkeks kannte.

Das Ganze hatte jedoch nicht nur zum Problem, dass die Politehe schon geschlossen war, das Standesamt-Bild also etwas verspätet wirkte. Es weigerte sich auch der Bürgermeister, in die Bräutigamrolle zu schlüpfen, ("Wir haben einen Vertrag!"). Schnell suchte Tesarek zwar vom Ehezeugen zum Konfliktthemen ansprechenden Journalisten zu mutieren. Leider aber triezte er vor allem Vassiliakou mit Dingen, die koalitionäre Sprengkraft erlangen könnten (Wahlrechtsreform, 13A-Buss als Straßenbahn). SPÖ-Vorhaben, die Grünen die Laune verderben würden, blieben unerfragt.

So reiften beim Zusehen nur Erkenntnisse, die er schon hatte. Auch jene, wonach auch ein Interviewer Zeit braucht, um sich auf neue Politverhältnisse einzustellen. So stark kann der Zauber des Neuen gar nicht sein. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD; Printausgabe, 27./28.11.2010)