Maria Ramberger (24), aus Klosterneuburg, scheiterte bei den Olympischen Spielen in Vancouver im Viertelfinale. In der vergangenen Saison belegte sie im Weltcup Rang elf. (Foto: Markus Schiller )

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Standard: Was macht den Reiz aus, sich zeitgleich und zu viert auf einem Hindernisparcours mit Sprüngen und Steilkurven ins Tal zu stürzen?

Ramberger: Genau das. Schon wenn man zum Wettkampfort hinkommt, ist man überwältigt. Da steht ein Riesenkurs da, und eigentlich denkt man sich: Keine Ahnung, wie man da lebend runterkommt. Dann fährt man das erste Mal. Und es geht super, und es macht Spaß. Das Gefühl am Start, wenn man zu viert in der Box steht und wartet, dass die Klappe aufgeht, ist schon einzigartig. Und es ist ein ehrlicher Sport. Wer als Erstes ins Ziel kommt, ist der Schnellste. Da gibt es kein Wenn und Aber, keine Punkte und keine Jury-Bewertung.

Standard: Wie gefährlich ist Snowboardcross?

Ramberger: Natürlich bin ich froh, dass ich einen Helm aufhabe, nachdem es mich aufgehaut hat. Ich fahre mit Vollvisierhelm, Rückenpanzer, Armschützer und Crashpanzer. Mich stört das beim Fahren nicht. Und es zahlt sich nicht aus, dass man was riskiert, nur weil man ein bisschen schlanker aussehen will in der Skihose. Die Verletzungsgefahr ist sicher da. Das Gefährlichste ist, wenn Leute einen Fehler machen, und man kracht unkontrolliert in oder über ein Hindernis. In 90 Prozent der Fälle gehen die Stürze aber glimpflich aus. Man fliegt, es staubt, man steht wieder auf und denkt sich: Alles ist noch da.

Standard: Wie hat Ihre Saisonvorbereitung ausgesehen?

Ramberger: Die letzten Wochen hat das Team in Hintertux verbracht. Unsere Trainer haben uns dort einen feinen Kurs aufgebaut. Leider hat das Wetter zuletzt nicht so super mitgespielt, und wir konnten nicht so viele Rennen wie geplant fahren. Wir sind nur mehr zwei Mädels im Team, die Susanne Moll und ich. Also haben wir uns auch gleich mit den drei Burschen gematcht. Die Stimmung war super, wir hatten fast gleich viele Betreuer wie Läufer. Da nähern wir uns den Skifahrern an.

Standard: Und der Sommer davor wird individuell gestaltet?

Ramberger: Der Saisonstart im August in Argentinien wurde abgesagt. Da habe ich mein für drei Wochen geplantes Trainingslager in der Schweiz ausgedehnt. Im Endeffekt sind es drei Monate in Saas Fee geworden, mit Radfahren, Klettern, Laufen, Skateboarden und Snowboarden. Alles, was man halt machen kann in den Bergen. Urlaub hatte ich eine Woche, ich war Wakeboarden in Spanien.

Standard: Klingt nach viel Spaß.

Ramberger: Mein Leben ist auf Training ausgerichtet, die Grenzen zwischen Ausgleichssport und Spaß verschwimmen. In die Kraftkammer gehe ich nie freizeitmäßig. Wenn mich mein Trainer nicht hinschicken würde, wäre ich da nie. Aber sonst bin ich diszipliniert. Im Juni habe ich in Mindestzeit Jus abgeschlossen.

Standard: Wie geht sich das neben dem Profisport aus?

Ramberger: Zugegeben, ich hab Jus genommen, weil es das Studium mit der niedrigsten Anwesenheitspflicht ist. Ich begreife schnell, kann selbst im Auto beim Bergauffahren auf Pass-Straßen lernen. Im Frühling beginne ich mit dem Doktor. Gerichtsjahr oder Ähnliches ist aber bis nach meinem Karriereende aufgeschoben.

Standard: Die Saison beginnt am 7. Dezember mit einem Nachtbewerb in Lech. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Ramberger: Ich freue mich riesig, dass es losgeht, noch dazu vor Heimpublikum und bei Flutlicht. Der Kurs ist spektakulär, schlängelt sich im Finish direkt an Häusern vorbei. Vielleicht wird es ja ein Snowboardcross-Event, der ansatzweise mit dem Nachtslalom in Schladming mithalten kann. Sportlich gesehen habe ich keinen blassen Schimmer, wo ich stehe. Ich fühle mich wohl und vertraue darauf, kämpfe um einen Finalplatz. Und sonst? In vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Sotschi will ich schon gewinnen.

Standard: Bei den Snowboardern gehört auch Show und Lifestyle dazu. Wie wichtig ist das den Snowboardcrossern?

Ramberger: Bei uns ist der Style nicht so wichtig. Da ist mehr Selbstironie dabei. Es ist nicht so, dass wir uns unglaublich ernst nehmen und alles bis zum Handschuh durchgestylt ist. Ich mag den Weltcup-Zirkus gerne. Gute Partys können auch wir feiern.(David Krutzler, DER STANDARD Printausgabe 26.11.2010)