Am Mittwoch im Rhiz, am Donnerstag im Café c.i.: Peh

Foto: Sprachsalz

"Angeschossen" lautet der Titel eines schmalen Bändchens, das vergangenes Jahr im Kyrene Verlag erschien und allfällige Bedenken, vorrangig für die Bühne von Poetry-Slams geschriebene Texte würden einer Lektüre in gedruckter Form nicht standhalten, auf einen Schlag ausräumte. Denn die Berliner Autorin des Buches, Peh (alias Paula Gelbke), beweist als Shootingstar der deutschen Poetry-Slam-Szene, dass der Slam als literarische Form, bei der das Publikum und keine Jury über den Gewinner entscheidet, weniger oberflächlich ist, als manche meinen.

Leicht und quirlig scheint Peh auf der Bühne, doch ihre Gedichte sprechen zuweilen eine andere Sprache. "Großstadtmär eines Flirts" (die Geschichte eines zweiten Blicks und einer Liebe vom ersten Kuss über Heirat, Kinder, Haus, bis zur Scheidung) oder "Katze auf Baldrian" heißen die nur wenige Worte bis einige Seiten umfassenden Texte - und es kann vorkommen, dass Kierkegaards "Tagebuch des Verführers" zitiert wird, oder Brecht anklingt (Glotzt nicht so romantisch!). Was nun wieder akademischer klingt als nötig. Denn es ist viel Leben in diesen Texten, die von Sinnkrisen und Herzbrüchen handeln, von Mücken, die man aus Elefanten macht, vom Vergessen ("doch immer das falsche, das richtige nie") und von unerwünschten Besuchern, die Vergangenheit, Realitätssinn, Vorahnung heißen.

Auf Einladung von Mieze Medusa und Markus Köhle war Peh schon einige Male in Wien, nun gleich zwei Mal. Am Mittwoch kurz am "Textstrom Poetry Slam" im Rhiz, am Donnerstag mit "Angeschossen" im café c.i. am Yppenplatz. Auftritte, die man nicht verpassen sollte. (steg/DER STANDARD, Printausgabe, 24. 11. 2010)