Es gab Antiaging-Pralinen und Antiaging-Bier und Beschimpfungen wie "pseudointellektuelle Haftcremetussi". Und Robert Atzorn, der den Tatort vom Sonntagabend zierte. Nicht als Kommissar, sondern der ehemalige Lehrer Doktor Specht versuchte sich als männliches Model, das langsam alt wird.

ORF/BR/Elke Werner

Ab der anfänglichen Botox-Party badete der Krimi genüsslich die Klischees kosmetischen Wahnverhaltens aus. Sie führten zum Mord im Schokoladebad per Erdnuss-Allergieschock und zu allerhand gestrafftem Weibsvolk, das von der mütterlichen Schönheitstyrannin abwärts nur seine Fassade im Sinn hat, hinter der sich die tiefen Abgründe verbergen lassen.

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Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) stolperten, degradiert zu Steigbügelhaltern des vorgestellten Antiaging-Schauplatzes, als Krimiclowns durch die ihnen fremde Welt der herbeigeführten Schönheit und sehnten sich nach "vernünftigen Tatwaffen" wie Kettensägen anstelle von verdächtigen Antiaging-Pralinen.

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Wie die beiden den Fall schließlich lösten (Robert Atzorn so lang fragen, bis er's sagt), war keine Meisterleistung der Drehbuchkriminalistik und die CSI-mäßigen Rückblenden, die die Geständnisse begleiteten, bräuchte ein g'standener München-Krimi auch nicht wirklich.

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Man musste sich also auf Robert Atzorn verlassen, der in goldenem Anzug Antiaging-Bier bewarb und in vielen ungerafften Verhörminuten möglichst lange möglichst nichts zugeben durfte. Er hat's halbwegs gestemmt, aber die Kommissare sollten ihre Verdächtigen bei der Schauspielerei nicht so alleine lassen. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 23.11.2010)

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