Das SUSE-Maskottchen, hier in einer besonders kämpferischen Variante.

Grafik: Novell

Seit Monaten hat sich Novell recht offensiv zum Verkauf dargeboten, ebenso lang wurde über potentielle Käufer spekuliert - und jetzt kommt dann doch alles etwas anders. Nicht wie zuletzt vermutet VMware sondern Attachmate schnappt sich Novell - und zwar zur Gänze.

Zahlen

Zwar war Attachmate schon bisher in diversen Übernahmespekulationen ins Spiel gebracht worden, da aber immer nur für das klassische Novell-Geschäft, immerhin ist Attachmate auf Legacy-Soft- und Hardware spezialisiert. Nun ist aber auch das Linux-Business zu dem Unternehmen gewandert, dies um einen kolportierten Kaufpreis von 2,2 Milliarden US-Dollar. Dabei liegt man mit 6,10 US-Dollar nur 35 Cent pro Aktie über dem öffentlich vorgetragenen Angebot des Hedgefonds Elliot Associates LP, das Novell vergangenen Februar strikt abgelehnt hatte. Die Übernahme soll bis zum Ende des ersten Quartals 2011 abgeschlossen werden.

Aufteilung

In der Übernahmeankündigung spricht man auch gleich von einer strategischen Aufspaltung: Die bisherige Novell soll in das klassische Geschäft und die SUSE-Linux-Sparte aufgetrennt werden. Nicht nur dieser Umstand nährt wohl die Spekulationen, dass Attachmate unter Umständen nur eine Zwischenstation sein könnte, und das Linux-Geschäft bald weitergereicht werden könnte.

Patente

Für "angeregte" Diskussionen garantiert aber wohl noch ein am Rande der Übernahme vorgenommener, zweiter Deal: Um 450 Millionen US-Dollar schnappt sich eine Firma namens CPTN Holdings "geistiges Eigentum" aus dem recht umfangreichen Portfolio von Novell - hinter der Holding steht allerdings niemand anderer als Microsoft. 

Offene Fragen

Um welches "geistige Eigentum" es dabei konkret geht, führt man bislang nicht aus, allerdings steckt in diesem Punkt einiges an Flamewar-Potential. Immerhin ist aufgrund des finanziellen Umfang des Deals - und der vagen Formulierung - wohl davon auszugehen, dass hier zentrale Patente aus dem umfangreichen Portfolio von Novell den Besitzer wechseln. Und auch wenn zu erwarten ist, dass Microsoft primär an den weitreichenden Patenten von Novell im Office-Bereich interessiert ist, hat Novell doch erst vor kurzem wieder vor Gericht - in der Auseinandersetzung gegen SCO - bestätigt bekommen, dass man rechtmäßiger Inhaber der Unix-Patente ist.

Update, 21:30

Mittlerweile ist der Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC aufgetaucht, aus dem klar wird, dass es beim "geistigen Eigentum" tatsächlich um Patente geht, und zwar gleich 882 an der Zahl. Welche konkret hier verkauft wurden, ist derzeit aber weiterhin nicht klar. (apo, derStandard.at, 22.11.10)

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