Wer bin ich? In den 70ern geboren, kennt man so ziemlich alle Comic-Serien ab den unheimlichen "Mumins". Und man hat sich in diversen Retrowellen auch schon freudvoll an sie erinnert. Die stundenlangen, angeheiterten Diskussionen darüber, ob "Niklaas, der Junge aus Flandern", jetzt am Ende der Serie gestorben ist oder nicht (Wikipedia verrät, es gibt eine "entschärfte" deutsche Version, bei der er nur einschläft) hat man hinter sich. Die Einsichten, dass "Perrine" so traurig ist, dass man es eigentlich Kindern nicht vorsetzen sollte und dass "Nils Holgersson" eigentlich die ultimative Abenteuergeschichte ist, sind bereits gewonnen.

Gut, jetzt sind also Kindheitserinnerungen-Zeichentrick-Tage als neues Gesellschaftsspiel auf Facebook. Genau für sowas ist das soziale Netzwerk ja eigentlich da: Kein ödes Herumklicken à la "Mafia Wars", sondern ein assoziatives Spiel mit der eigenen Medienerfahrung. Nach kurzer Einwirkzeit wird das sträubende "Nein, bei so einem Topfen mach ich sicher nicht mit" zur Frage: "Welche Figur wäre ich eigentlich?". Soviele "Freunde" haben eine Figur erwischt, die wirklich wie die Faust aufs Auge passt.

Niklaas? Nein, so am Sand bin ich auch nicht. Zu sehr Dramaqueen. He Man? Der war schon cool. Trotzdem: ein Fantasy-Muskelpaket, das später von Dolph Lundgren verkörpert wurde? Nein, doch nicht. Captain Future? Eh ein rescher Bursch. Aber geekig. Es gibt wahrscheinlich schon mehr Captain Futures als Wickies da draußen. Dann, nach dem guten alten Isnogud, der Kalif anstelle des Kalifen werden wollte (will ich aber nicht), nach einer Mittelalter-Illustration (Wolframs Parzival, großartig, ein bissl verstaubt), nach dem Tazmanian Devil (der ist sehr authentisch) und nach noch einmal Captain Future (er war halt super), die Entscheidung: Bin ich halt Herr Rossi, der das Glück (und offenbar immer noch seine Identität) sucht.

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